Die ARD will statt doppelt jetzt dreifach absahnen. Wofür eigentlich?

Die ARD hat weltweit das größte Budget eines nicht-kommerziellen Rundfunksenders. Obwohl ich persönlich nur extrem selten das Verlangen habe, irgendeins der Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland zu konsumieren, zahle ich dafür jeden Monat meinen Rundfunkbeitrag. Wenn ich dann doch mal in einem seltenen Fall ein Programm der ARD einschalte, muss ich mir fast immer Werbung ansehen. Damit finanziere ich die Anstalt dann gleich ein zweites Mal.

Aber anscheinend reicht das Mammut-Budget der ARD nicht. Der öffentlich-rechtliche Moloch ist hungrig. Und so hat die ARD das Angebot “ARD Plus” geschaffen. Damit will man mich auf meinem iPhone jetzt ein drittes Mal zur Kasse bitten, wenn ich ARD-Inhalte sehen will. Die Sendungen aus der ARD-Mediathek sind freilich immer noch kostenlos, auch auf Apple-Geräten. Aber wer darüber hinaus auch ältere Folgen vom Tatort, dem Sandmännchen oder vom Polizeiruf sehen will, muss knapp fünf Euro im Monat zahlen. Amazon-Video-Kunden kennen das schon, dort ist “ARD Plus” schon länger im Angebot.

Als Journalist unterstütze ich es, wenn Menschen für Inhalte zahlen – das sichert schließlich auch meinen Lebensunterhalt. Aber ich sehe es nicht ein, wenn Menschen für einen Inhalt ohne gute Gründe zweimal zur Kasse gebeten werden. Das wirkt als Geschäftspraxis irgendwie unseriös und ich würde von einer im Staatsauftrag agierenden Organisation eigentlich mehr erwarten.

Vor allem aber muss sich die ARD mehr anstrengen, wenn sie auf meinem Fernseher oder iPhone mit Amazon und Netflix konkurrieren will. Dort bekomme ich für ungefähr das gleiche Geld, das ich für den Rundfunkbeitrag bezahle, um Längen mehr Unterhaltung. Und diese Sendungen spielen fast alle auch noch qualitativ in einer ganz anderen Liga, als das, was die ARD im Programm hat. Wer einmal Bosch gesehen hat, guckt nie wieder Tatort.


Diese Text wurde ursprünglich am 16. Februar 2021 im Rahmen meiner Kolumne Digital Total veröffentlicht, die jeden Dienstag in der Ostfriesen-Zeitung erscheint.

Aufmacherbild: Ajeet Mestry

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