Künstliche Intelligenz, Big Data, Unmengen an Rechenleistung und Speicher in der Hosentasche. Und trotzdem können die Genies bei Apple und Google keine Touchscreen-Tastatur bauen, die weiß, was ich schreiben will. Warum eigentlich?

Moderne Handys sind Wunderwerke der Technik. Etwas über zehn Jahre nach der von Apple eingeleiteten Smartphone-Revolution tragen viele von uns mehr Rechen-Power in der Hosentasche mit uns herum, als wir zum Erscheinen des ersten iPhones in unseren Bürocomputern hatten. Da diese Handys so viel Rechenkapazität und Speicher haben, frage ich mich manchmal, warum die einfachsten Funktionen, die von den Herstellern angepriesen werden, nicht funktionieren.

Ein gutes Beispiel ist die Autokorrektur bei Android und iOS. Beide Betriebssysteme haben angeblich hochkomplexe künstliche Intelligenz an Bord, um vorherzusagen, was ich auf der Tastatur schreibe. Das soll kompensieren, dass die Touch-Tastaturen so anfällig für Fehler sind. Aber warum funktioniert das so schlecht? Ein Blick in meine Messenger-App zeigt deutlich, dass meine Frau und ich uns Tag ein, Tag aus immer wieder sehr ähnliche Dinge schreiben. Warum kann die Tastatur dass dann nie voraussagen und ich verschreibe mich immer wieder? Die KI hatte auf meinem Handy jetzt über zwei Jahre Zeit, meine Formulierungen zu lernen. Von dem Chaos, das entsteht, wenn ich versuche komplexere Texte wie diese Kolumne auf meinem Handy zu schreiben, wollen wir gar nicht erst anfangen.

Ich weiß sehr zu schätzen, dass Apple und Google aus berechtigten Datenschutzbedenken nicht alles was ich schreibe in der Cloud analysieren. Aber dieses Smartphone sollte doch wirklich genug Rechenpower und Speicher haben, um das wie versprochen lokal hinzubekommen. Stattdessen ist die Autokorrektur eine Katastrophe. Und ich bin offensichtlich nicht der Einzige, bei dem das nicht funktioniert. Das ganze Internet ist voll mit lustigen Autokorrektur-Fails. Bei dem einen oder anderen hat so etwas schon eine ernste Ehekrise ausgelöst. Machen Apple und Google das absichtlich, um zu beweisen, dass diese Technik ohne Cloud-Spionage nicht funktioniert? Oder können sie das wirklich nicht besser programmieren?


Diese Text wurde ursprünglich am 11. Mai 2021 im Rahmen meiner Kolumne Digital Total veröffentlicht, die jeden Dienstag in der Ostfriesen-Zeitung erscheint.

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