Mein eigener Chef
Die erste Ausgabe meiner neuen Sonntags-Kolumne “Ausgefuchst”.
Ein großartiger Text der FAZ zur Kolumne des Schriftstellers Thomas Glavinic hat mich dazu inspiriert, selbst eine Kolumne zu schreiben. Ich hab das schon immer mal machen wollen, bisher hat mir nur niemand die Gelegenheit dazu gegeben. Was liegt also näher, als mein neues Leben als freier Autor damit zu beginnen, eine Kolumne über mein neues Leben als freier Autor zu schreiben? Ab jetzt jeden Sonntag, genau hier auf fab.industries – außer natürlich, ich finde eine Ausrede, die einem Glavinic würdig ist. Bebildern werde ich das Ding mit einem beliebigen Handy-Foto aus meiner Woche, denke ich.
Mein neues Leben als Freelancer fing eigentlich super an. Wir haben den Jahreswechsel in einer winzigen Hütte nahe Ulfborg in Dänemark verbracht. Den Tag danach hatten wir einen wunderbar-heftigen Nordsee-Sturm und haben uns vor dem Kamin verkrochen. Eigentlich wollte ich am Mittwoch anfangen zu arbeiten, aber dann haben wir uns spontan entschieden, den Tag auch noch Urlaub zu machen und für mich fing der Ernst des Freelancer-Lebens erst am Donnerstag an. Urlaub machen, wann man will …toll!
Nicht so toll ist allerdings, dass ich wegen eines unvorhergesehenen Hackerangriffs – sind sie das nicht immer – erst mal Freitag und Samstag durchgearbeitet habe. Und dabei bin ich seit Donnerstag mittag ziemlich erkältet. Hab Freitag trotzdem mehr als zehn Stunden gearbeitet und sogar den Launch meiner neuen Sendung Morning Call nicht abgesagt. Es stellt sich raus, dass der Nachteil davon, sein eigener Chef zu sein ist, dass man sich selbst die Ausreden nicht abnimmt. Und über die Kantine meckern kann ich jetzt auch nicht mehr, ich bin ja jetzt meine eigene Kantine. Meine Frau macht schon eifrig Listen, was ich die nächste Woche kochen soll. Nicht, dass ich nicht dankbar bin, ohne sie würde ich innerhalb von Wochen so leben wie Glavinic. Aber ein bisschen graut es mir vor dem ganzen Gekoche schon. Ich brauch ja auch Zeit zum Schreiben, verdammt!
Vielleicht nehm ich mir Montag erst mal frei. Keine Angst, Morning Call mache ich natürlich. Und was schreiben werde ich glaube ich auch. Halt nur privat, für mich, in meiner Freizeit. Mist. Ich hab keine Ahnung mehr, wie ich Freizeit und Job jetzt trennen soll – nach einer Woche schon! Wenigstens macht irgendwie alles Spaß, im Moment. Und das ist ja das Wichtigste.