Meine Sonntags-Kolumne ist zurück, mit einem ersten Zwischenfazit zu meinem Leben als Freelancer.

Es wird langsam Zeit, dass ich mal wieder eine Kolumne schreibe. Ich hatte Anfang Juni damit aufgehört und war dann nach Italien in den Urlaub gefahren. Dann kam die Motorradtour mit meinem Dad durch die Alpen, mein erster Besuch auf Wacken und irgendwie habe ich mich danach wieder direkt in die Arbeit gestürzt. Das hat dazu geführt, dass ich weder den angekündigten Reisebericht noch neue Kolumnen geschrieben habe. Jetzt, wo ich allerdings schon lange wieder in Hamburg bin und der Herbst langsam über uns hineinbricht, habe ich mir vorgenommen, mir keine Ausreden mehr für mich selber auszudenken, warum ich diesen Sonntag lieber faul rumliege als eine Kolumne zu schreiben. Es gibt wahrlich genug zu berichten.

Ich habe mir vorgenommen, heute mal mit einem kleinen Zwischenfazit zu meiner Freelancer-Tätigkeit zu beginnen. Immerhin neigt sich, nun da die ersten Blätter fallen, das erste Jahr meiner Selbständigkeit langsam aber sicher dem Ende entgegen. Und schließlich habe ich diese Kolumne damit begründet, über mein Leben als Freelancer zu schreiben. Ich denke sowieso oft darüber nach, wie es mir mit diesem neuen Karriereabschnitt so geht, schließlich fragen mich ständig Leute genau danach. Eigentlich immer, wenn ich einen Freund oder Bekannten treffe, den ich eine Weile nicht gesehen habe. Wie geht es mir also damit?

Erst mal bin ich noch so ziemlich jeden Tag froh, dass ich seit Januar genau null Meetings hatte. Das ist eine Veränderung gegenüber meiner Zeit bei Heise, die wirklich unbezahlbar ist. Wie ich feststellen muss, habe ich nach wie vor Stress – Journalismus ist immer irgendwie stressig, wer was anderes erzählt, ist meiner Meinung nach kein richtiger Journalist. Aber es ist eine ganz andere Art von Stress als vorher. Ich ärgere mich nun nicht mehr über Dinge, die ich machen muss, aber nicht machen will. Sowas gibt es, mal abgesehen von Buchhaltung und Steuern, im meinem Arbeitsablauf schlicht nicht mehr. Ich ärgere mich auch nicht mehr über Kollegen. Dafür ärgere ich mich jetzt über Kunden, die meine Rechnungen nicht zeitnah oder im vollen Umfang bezahlen. Dieser Ärger ist allerdings viel unpersönlicher und geht mir deswegen nicht so sehr an die Nieren, weil ich mit dem Ziel meiner Rage ja nicht täglich zusammenarbeiten muss.

Viele Leute haben mir gegenüber beim Thema Selbständigkeit die Angst geäußert, dass ich eventuell nicht genug zu tun haben würde und mich dann langweile. Ich persönlich hatte keine Sekunde auch nur einen Hauch von Befürchtung, dass so was passieren würde. Ich habe mich, seit ich an der Uni angefangen habe, eigentlich noch nie gelangweilt. Zur Not arbeite ich an einem meiner vielen Podcast-Projekte, schreibe privat etwas für dieses Blog oder mache spontan einen Live-Stream. Mal ganz davon abgesehen, dass ich wirklich genug bezahlte Aufträge habe. Das ist nun wirklich nicht das Problem. Langeweile hatte ich seit Anfang Januar wirklich keine.

Ganz im Gegenteil. Wenn es etwas gibt, was ich momentan an meinem Freelancer-Dasein verbessern will, dann ist es, dass ich zu sehr die Arbeit annehme die kommt und zu tief in alten Gewohnheiten feststecke. Ich versuche momentan verstärkt, neue Kunden zu gewinnen, aber das ist nicht einfach. Vor allem, weil der größte Stress, den man als Freelancer in meiner Position hat, die Sorge ist, dass man nicht genug Geld an Land zieht. Also tendiert man dazu, Arbeit, die da ist und sich realtiv leicht erledigen lässt, einfach zu erledigen. Und das lässt dann oft zu wenig Zeit für innovative und neue Dinge. Momentan werde ich diese Angst noch nicht los, aber ich denke, die Tatsache, dass ich das Problem erkannt habe, ist ein guter erster Schritt. Zumal ich die verständnisvollste Partnerin des Jahrtausends an meiner Seite habe und ich mir in dieser Hinsicht wirklich nur selbst Stress mache.

Also geht es mir unterm Strich viel besser als vorher. Ich habe Stress, aber es ist viel weniger und ganz anderer Stress. Und vor allem ist dieser Druck produktiver Art, wo er vorher viel zu oft lähmend war. Ich schreibe nach wie vor für mein Leben gerne und verbringe nun viel mehr Zeit damit, darüber nachzudenken, worüber ich schreiben kann und wie ich das, was ich schreibe, verbessere. Und ich verbringe viel weniger Zeit damit, mich zu ärgern. Und wenn’s mir zu bunt wird, schnappe ich mir den Bus und arbeite von der Küste. Versuch das mal als Angesteller…


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