Bitte verkackt es nicht!
Eine neue Star-Trek-Serie! Eigentlich ein Grund zur Freude …für mich ist Star Trek: Picard aber auch mit einer sehr realen Angst verbunden.
Diesen Monat ist Star Trek: Voyager 25 Jahre alt geworden. Kaum zu glauben, dass es schon ein Vierteljahrhundert her ist, dass ich in meiner Ops-Uniform als Kind auf dem Sofa meiner Eltern saß und dabei zusah, wie Captain Janeway und ihre Crew versuchten, den Weg zurück nach Hause zu finden. TNG war meine erste Trek-Serie, aber Voyager war damals meine erste Gelegenheit, Folgen zum Erscheinungstermin jeden Freitagabend, sozusagen live, zu sehen. Und bis heute nimmt Voyager deswegen einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen ein. Die Serie ist für mich nach wie vor der Inbegriff des modernen Trek – trotz aller ihrer Schwächen und des mittlerweile unzeitgemäßen Filmformates.
Passenderweise gibt es seit dieser Woche eine neue Trek-Serie. Star Trek: Picard ist die zweite Serie der Streaming-Ära und einerseits hat sie viel Produktionspersonal mit ihrer Geschwisterserie Star Trek: Discovery gemeinsam, andererseits ist viel Nostalgie im Spiel. Nicht zuletzt Patrick Stewart, der nach knapp 20 Jahren als Jean-Luc Picard vor die Kamera zurückkehrt. Picard ist deswegen für mich, vor allem emotional, eine wichtige Verbindung in die Zeit, die mich als Trek-Fan geformt hat. Picard setzt die Geschichten aus TNG, DS9 und Voyager fort. Endlich! Nach 18 Jahren Pause, nicht nur in echt sondern auch in-universe, eine Serie, die nach all den Sequels zeigt, wie es weitergeht!
Mit dabei sind neben Patrick Stewart auch Jonathan Frakes (diesmal nicht nur als Regisseur sondern auch als Will Riker) Brent Spiner, Marina Sirtis und großartigerweise auch Jeri Ryan – eine weitere direkte Verbindung zu Voyager. Alles zusammen das perfekte Rezept für eine richtig gute Serie. Auch wenn es erst mal komisch erscheint, dass Picard nicht in der Sternenflotte ist und es kein Raumschiff gibt, so gefiel mir die erste Folge doch richtig gut.
Allerdings kann ich mich einer gewissen Panik nicht erwehren. Ich will unbedingt, dass diese Serie gut wird. Schon wegen Patrick Stewarts herausragender Beteiligung – nicht nur schauspielerisch, sondern auch als kreativer Kopf hinter den Kulissen. Und leider sah Discovery am Anfang auch richtig gut aus, degenerierte dann aber in einen absoluten Clusterfuck aus Plot-Löchern und peinlichem virtue signalling. Und Picard ist halt zum Teil von den selben Leuten.
Dass die Intro-Musik, genau wie bei Discovery, absoluter Müll ist, kann ich ihnen noch verzeihen. Aber wenn die Produzenten und Schreiber diese anfänglich vielversprechende Serie auch wieder versemmeln, wird mir das mein Trekkie-Herz brechen, fürchte ich. Nach dem unverschämt dummen Ende von Enterprise, den grenzdebilen Reboot-Filmen von J. J. Abrams und dem Hirnverflüssigungs-Plot von Discovery ist meine Toleranz für neuerliche Albernheiten von “Big Rod” Roddenberry und Konsorten ziemlich dünn. Anders als bei Star Wars ist Star Trek für mich nämlich nicht einfach eine Ansammlung an Geschichten, die ich mag. Star Trek ist Teil meiner Identität. Es hat mich von klein auf als Mensch geprägt.
Ich bitte euch also hiermit inbrünstig, CBS… verkackt es nicht noch mal! Bitte…
Ende des persönlichen Logs.
Lt. Cmdr. Scherschel
→ Kommentar-Thread zu dieser Kolumne im Fediverse
Aufmacherbild: StarTrek.com