Der Loveparade-Prozess wurde ohne Urteil eingestellt. Das ist Schande für den Rechtsstaat und ein bleibender Schandfleck für meine Heimatstadt Duisburg.
“Es war eine Katastrophe ohne Bösewicht”, sagte der Vorsitzende Richter des Landgerichts Duisburg. Das Gericht stellte das Verfahren wegen der vermutlich geringen Schuld der Angeklagten ein. Juristisch ist die Aufarbeitung der Katastrophe nun abgeschlossen, denn das Urteil ist unanfechtbar. Eines der aufwendigsten Strafverfahren in der deutschen Nachkriegsgeschichte endet damit nach 184 Verhandlungstagen.
Das ganze Prozedere war von der ersten Minute an von Skandalen durchseucht. Ich kann mich noch dran erinnern, wie sie nicht gegen OB Sauerland ermitteln wollten, aber gegen meine Mutter, weil sie das falsche T-Shirt anhatte. Eine Farce sondergleichen.
Die Lehrerin Doris Kluge-Scherschel stand in einer Sauerland-kritischen Gruppe, die sich zufällig getroffen hatte. “Plötzlich fragte mich ein Polizist nach meinen Personalien und sagte, das sei eine unangemeldete Demonstration”, berichtet Kluge-Scherschel. Sie trug damals ein selbst bemaltes T-Shirt, auf dem sie den Rücktritt des Oberbürgermeisters forderte. Wenig später erhielt sie Post von der Staatsanwaltschaft und wurde als “Beschuldigte” zur Vernehmung wegen des “unbefugten Tragens von Uniformen” zitiert, außerdem wurde ein möglicher Verstoß gegen das Versammlungsrecht vorgehalten.
“Das erscheint mir unangemessen”, erklärt Grünen-Landeschefin Düker. Sie hält die staatsanwaltlichen Ermittlungen für schwer verständlich. Der Duisburger Abgeordnete Link macht auf einen anderen Sachverhalt aufmerksam. “Gegen Adolf Sauerland wird bis heute nicht ermittelt, aber für so etwas finden die Ankläger dann Zeit”, schimpft der Sozialdemokrat.