Vom kleinen, aber alltäglichen Irrsinn, Internet-Links in Briefen abzudrucken.


Diese Text wurde ursprünglich am 20. Juli 2021 im Rahmen meiner Kolumne Digital Total veröffentlicht, die jeden Dienstag in der Ostfriesen-Zeitung erscheint.

Aufmacherbild: the blowup


In einem Schreiben, das ich neulich vom Finanzamt bekommen habe, wies man mich in einer halbseitigen Beschreibung auf ein Formular hin, welches mir eine pünktliche Zahlung meiner Einkommenssteuer sehr erleichtern sollte. Dieses Formular, so die Finanzbehörde, findet sich unter dem folgenden Link. Darauf folgte die Adresse einer Webseite, samt hervorhebender Unterstreichung.

Ich frage mich ja sowieso schon seit Jahren, warum das Finanzamt mir keine E-Mails schreibt. Alles andere, was meine Tätigkeit als Selbstständiger betrifft, kommt ja auch per Mail rein. Gut, Mailverschlüsselung ist nicht so einfach und für die Staatsdiener von Neuland anscheinend unmöglich, aber wozu hat das Finanzamt ein Web-Portal, in dem ich alle Steuerangelegenheiten regeln kann, wenn mir dann trotzdem noch tote Bäume per Post geschickt werden? Offensichtlich, damit man in die Briefe dann Links drucken kann, auf die ich nicht klicken kann.

Immerhin muss man dem Finanzamt zu Gute halten, dass sie nicht die einzigen in unserem Land sind, die solche Medienbrüche fabrizieren. Schmunzelnderweise erinnere ich mich immer wieder gerne an den Hinweis in der Hotline-Ansage eines Internet-Providers, meine Internet-Problemen könne ich auch auf deren Webseite melden. Finde den Fehler. Schön fand ich bei einem ehemaligen Arbeitgeber auch die hundertfach verteilte, gedruckte Broschüre zu zukünftigen Plänen zum papierlosen Büro. Dazu gesellen sich fast jeden Tag neue Webseiten, die mich auffordern, diese oder jene Bestätigung oder das eine oder andere Formular auszudrucken, um es dann auszufüllen und wieder einzuscannen.

Wir reden als Gesellschaft gerne viel von der vernetzten Zukunft, der App-Ökonomie und der Digitalisierung der Wirtschaft. Aber das Finanzamt kann mir nicht mal ein Dokument per E-Mail schicken und Formulare digital auszufüllen grenzt im Jahr 2021 immer noch an schwarze Magie. Ich kann da nur noch den Kopf schütteln.