Wenn ich mein Geschlecht ändere, kann ich dann im Dunkeln besser sehen? Die Gender-Experten bei der ARD helfen mit knallhartem Dumpfbacken-Journalismus.

Als ich mir vor knapp 20 Jahren in der Uni das erste Gender-Studies-Seminar im Rahmen meines Anglistik-Studiums antun musste, habe ich versucht der Dozentin zu erklären, warum die Art von idiologischer Verblendung, die sie vertrat, gefährlich für unsere Gesellschaft ist. Ich habe versucht zu erklären, dass ich nichts gegen soziologische Untersuchungen von Geschlechterrollen habe; vor allem nicht im Rahmen der Geschichtswissenschaft, die ich ja ebenfalls studierte. Allerdings wiedersprach mir dieser Ansatz in der Sprachwissenschaft. Denn jemand, der als sprachwissenschaftlicher Dozent arbeitet, sollte das Konzept des grammatikalischen Geschlechts verstehen und es nicht mit dem Konzept des biologischen Geschlechts verwechseln. Und er sollte verstehen, dass sich soziologische “gender studies”, vor allem im historischen Bereich, auf die gesellschaftlichen Konzequenzen des biologischen und nicht des grammatikalischen Geschlechts beziehen.

Dieser Zug ist leider abgefahren. Und eine Konsequenz dieser unwissenschaftlichen Uni-Seminare ist es, dass nun auch schon Journalisten der vielgepriesenen Leitmedien den Unterschied zwischen soziologischen Konzepten und biologischen Fakten nicht mehr verstehen. Journalisten sind heute zwar woke, aber sie sind auch dumm. Ein schönes Beispiel ist eine heute morgen auf der Seite der Tagesschau veröffentlichte Nachrichtenmeldung:

Genderforschung: Frauen sehen im Dunkeln schlechter als Männer

Frauen fühlen sich beim Autofahren nachts oft unsicherer als Männer. Ist der Unterschied im Sehvermögen zwischen Männern und Frauen nur Wahrnehmung oder lässt er sich wissenschaftlich belegen?

Im Deutschen hat das Wort “Geschlecht” mehrere Bedeutungen. Neben dem grammatikalischen Geschlecht, kann man mit dem Wort genauso biologische Unterschiede wie auch ein soziologisch-psychologisches Phänomen beschreiben. Deswegen entleihen wir im Neudeutschen gerne das englische Wort “gender”. Im Englischen unterscheidet man nämlich “sex” (biologisches Geschlecht) und “gender” (soziologische oder grammatikalische Konstrukte). Das macht es einfacher, präzise — und wissenschaftlich korrekt — zu kommunizieren. Leider können das diese Gender-Experten, unter anderem bei der ARD, nicht. Sie verstehen weder wissenschaftliche Fakten noch können sie kritische denken und das tumbe Wiederkäuen idiologisch antrainierter Propaganda führt dann zu solchen unsinnigen Meldungen. Neue Wörter helfen eben nicht, wenn man sie eben nicht versteht und nicht richtig verwenden kann.

Die oben verlinkte Geschichte handelt von einer wissenschaftlichen Studie, die belegen will, dass Frauen und Männer — Personen mit unterschiedlichem biologischen Geschlecht (Englisch: “sex”) — im Dunkeln unterschiedlichen sehen. Was hat das mit Genderforschung zu tun? Gender ist ein soziologisches Konstrukt. Laut diesen Leuten kann ich mein Gender fast beliebig ändern. Ich kann mich morgen entscheiden, dass ich eigentlich eine Frau bin. Nun ist aber der Punkt der Studie, um die sich diese Meldung dreht, gerade dass es anscheinend Unterschiede in der Nachtsicht zwischen biologischen Geschlechtern gibt. Wenn das irgendwas mit Gender oder subjektiver Wahrnehmung zu tun hätte, könnte ich meine Nachtsicht ja damit verbessern, dass ich als Frau mich dazu entscheide, ab morgen Mann zu sein. Aber diese Studie sagt ja gerade eben, dass das nicht möglich ist, weil es — Überraschung! — deutliche biologische Unterschiede zwischen den (biologischen) Geschlechtern gibt, die nichts mit Gender zu tun haben, sondern mit Chromosomen und Hormonen und anderem komplizierten wissenschaftlichen Krams, das so ein ARD-Journalist wohl nicht verstehen kann oder will.

So eine Meldung unter der Überschrift “Genderforschung” zu veröffentlichen, zeigt, wie offensichtlich die Verfasser das Thema, über das sie schreiben, nicht verstanden haben. Das ist genau diese idiologische Verblendung, die mir schon for fast 20 Jahren sauer aufgestoßen ist. Dieses grundsätzliche Unverständnis, fußend auf idiologischem Glauben und nicht auf Wissen, das zuerst in unseren Universitäten die Runde gemacht hat, zieht sich mittlerweile durch unsere gesamte Gesellschaft. Ich habe noch nie verstanden, wie eine Uni gleichzeitig Biologen und dann auch Sprachwissenschaftler beschäftigen kann, die behaupten, biologisch belegte Geschlechterunterschiede seien rein soziologisch-psychologischer Natur. Andereseits unterrichten die selben Unis aber auch Religions- und Naturwissenschaften, also sollte mich das alles vielleicht gar nicht verwundern.

Trotzdem machen mich halt Journalisten wütend, die Wörter nicht richtig benutzen können. Das ist wie ein Rennfahrer, der nicht richtig Auto fahren kann. Und dann zwingen diese Leute uns alle auch noch dazu, diesen geistigen Dünnschiss mit Gebühren zu finanzieren.