Was hat Don Johnson mit Bibi und Tina gemeinsam?

Wenn mir jemand was von Künstlicher Intelligenz erzählt, verdrehe ich fast immer automatisch die Augen.

Bild mit Midjourney erzeugt

Hinweis
Dieser Text wurde ursprünglich am 24. August 2021 im Rahmen meiner Kolumne Digital Total veröffentlicht, welche jeden Dienstag in der Ostfriesen-Zeitung erscheint. → Archiv mit allen “Digital Total”-Kolumnen

Wenn mir jemand was von Künstlicher Intelligenz erzählt, verdrehe ich fast immer automatisch die Augen. Nicht nur, weil als nächstes meist leeres Marketing-Geschwafel kommt und mir derjenige etwas verkaufen will. Sondern auch, weil ich von Algorithmen, die Menschen die Arbeit abnehmen oder erleichtern sollen (und nichts anderes ist “Künstliche Intelligenz” im Grunde) eh nicht besonders viel halte. Das liegt vor allem daran, dass ich mich in den letzten zwanzig Jahren zwar täglich in jeder erdenklichen Ecke des Internets rumtreibe, ich aber so gut wie nie irgendwelche Software entdecke, von der ich dann denke “Oh wow, das ist ja mal intelligent!”

Ein gutes Beispiel sind Empfehlungs-Algorithmen. Egal wie fortschrittlich und cool die Firma oder das Startup ist, auf deren Seite oder in deren App ich mich gerade befinde, mir kann seltenst irgendwer etwas Schlaues empfehlen. Seit fast fünf Jahren höre ich Musik ausschließlich mit Spotify. Jeden Tag mehrere Stunden. Ich habe da hunderte Alben und tausende einzelne Songs geliked. Da meint man doch, die App könnte mir jetzt Musik empfehlen, die mir gefällt. Die kennen jetzt meine Vorlieben in- und auswendig. Aber keine Chance: Die Empfehlungen von Spotify sind seit Jahren absolut unpassend. Ich finde nach wie vor neue Musik hauptsächlich durch Empfehlungen von Freunden und durch Artikel im Internet.

Mit Amazon ist es genau das Selbe: Da kaufe ich seit Jahrzehnten ein und die schlagen mir immer noch regelmäßig Dinge vor, die man nur einmal braucht, die ich aber vor ein paar Monaten schon mal da gekauft habe. Von den Video-Empfehlungen ganz zu schweigen. Ich habe seit Jahren alles lineare Fernsehen durch Netflix und Amazon ersetzt. Die kennen meine (kinderlose) Familiensituation und meine Vorlieben aus dem EffEff. Und dann spielen sie Werbung für Bibi und Tina wenn ich gerade Miami Vice gucke? Intelligenz sieht anders aus.