Absolute Sicherheit

Immer wenn ich über IT-Sicherheit schreibe, was recht oft der Fall ist, bekomme ich Zuschriften von Lesern mit Variationen von ein und derselben Frage: Wie mache ich meinen Computer, mein Handy, mein Smart-Home sicher?

Foto: FlyD

Hinweis
Dieser Text wurde ursprünglich am 23. November 2021 im Rahmen meiner Kolumne Digital Total veröffentlicht, welche jeden Dienstag in der Ostfriesen-Zeitung erscheint. → Archiv mit allen “Digital Total”-Kolumnen

Immer wenn ich über IT-Sicherheit schreibe, was recht oft der Fall ist, bekomme ich Zuschriften von Lesern mit Variationen von ein und derselben Frage: Wie mache ich meinen Computer, mein Handy, mein Smart-Home sicher? Ich kann da immer nur mit denselben Floskeln antworten: Virenscanner installieren, nicht auf Links in E-Mails klicken, sichere Passwörter verwenden, etc. Dass ich diese Frage für viele Leute meist nicht zufriedenstellender beantworten kann, liegt an zwei Dingen. Erstens kenne ich mein Gegenüber oft kaum und weiß nicht, wie dessen Alltag aussieht und welche Gewohnheiten er oder sie so pflegt. Und ohne dieses Wissen kann man kaum konkrete Hilfestellung geben.

Der zweite Grund ist aber viel wichtiger und sagt eine Menge über unsere Gesellschaft aus. Und es hat lange gedauert, bis ich ihn überhaupt wahrgenommen habe. Was Menschen wirklich meinen, wenn sie mir diese Frage stellen ist: Wie mache ich mein Gerät absolut, 100-prozentig sicher. So, dass ich mich um nichts mehr kümmern muss. Menschen sehnen sich nach absoluter Sicherheit. Das liegt wohl daran, dass unsere moderne Gesellschaft – vor allem die Presse und Werbung von Firmen – den Eindruck vermittelt, dass es absolute Sicherheit tatsächlich gebe. Und nicht nur im Digitalen sehnen sich Menschen danach. Auch beim Autofahren, beim Fliegen und in der Medizin wird vermittelt, dass man absolut sicher ist, wenn man nur alles richtig macht.

Aber jeder, der schon mal mit einem Experten gesprochen hat, weiß: Absolute Sicherheit ist eine Illusion. Man kann noch so vorsichtig fahren, sich noch so viele Sicherheitsmaßnahmen herbeiwünschen, sich drei oder viermal impfen lassen und die Maske niemals ablegen – es kann einen trotzdem erwischen. Und kein Virenscanner schützt absolut. Schon gar nicht, wenn die NSA am anderen Ende der Leitung sitzt. Je früher man das versteht, desto mehr im Einklang mit der Realität – und letztlich besser vorbereitet – kann man durchs Leben gehen.