In Erinnerung an Harald Bögeholz

Nachruf auf meinen geschätzten ehemaligen Kollegen, Dr. Harald Bögeholz, der vor einer Woche überraschend verstorben ist.

Harald Bögeholz nach Erhalt seiner Doktorwürde (Foto: Monash University / bearbeitet)

Gestern habe ich erfahren, dass mein ehemaliger Kollege Harald Bögeholz vor einer Woche gestorben ist. Noch in meinem ersten Jahr bei der c’t hatte Harald mit mir zusammen mein erstes Titelthema bei diesem Magazin über Bitcoin geschrieben. Da Harald ein ziemliches mathematisches Genie war und ich seit der Schule Mathe hasse, musste er mich ziemlich zu dieser Ehre hinprügeln, was sicher nicht einfach für ihn war. Aber genau weil er so penibel darauf bedacht war, Qualität abzuliefern, habe ich dabei so viel gelernt. In meiner Zeit bei Heise war er stets freundlich, hilfsbereit und vor allem unbeugsam der journalistischen Qualität verschrieben — eine Eigenschaft, die man im heutigen Journalismus bei vielen Kollegen leider vergeblich sucht.

Harald verließ drei Jahre vor mir den Heise-Verlag nach 22 Jahren dort, um in Australien seinen Doktor zu machen. Ich beneidete ihn damals sehr. Nicht um die Gelegenheit, seinen Doktor zu machen, sondern ob der Möglichkeit, in Australien leben zu können. Ich kann mich noch daran erinnern, ihm vor unserem Abschied in Hannover über einem Bier so ziemlich alles Hilfreiche über Australien, an das ich mich noch aus meiner Zeit dort erinnern konnte, vermitteln zu wollen. Vielleicht etwas zu enthusiastisch…

Im September 2022 erhielt er seinen PhD von der Monash University in Melbourne für seine Doktorarbeit, A Relational Model for Parallel Computation. In den Danksagungen dieser Arbeit schreibt Harald:

Das Lösen mathematischer Rätsel kann Ihre Karriere beeinträchtigen — genau das ist mir passiert, nachdem ich die Website “Using your Head is Permitted” entdeckt und mich an die schwierigen Rätsel gewagt hatte, die dort jeden Monat gestellt wurden. Durch diese Aktivität lernte ich die Person hinter der Website kennen, meinen Doktorvater Michael Brand. Es war Michael, der mich nach meiner Karriere als IT-Journalist in Deutschland ermutigte, mich auf Veränderungen einzulassen und in die Wissenschaft zurückzukehren, nachdem ich die reine Mathematik längst hinter mir gelassen hatte.

Später ging Harald zurück nach Hannover und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Leibnitz-Universität. Leider habe ich ihn nach meinem Abschied damals im Jahr 2018 nicht wiedergesehen. Wir hatten noch ein paar Mal online Kontakt und ich erinnere mich, wie Harald mir von einem schweren Fahrradunfall in Australien erzählte, nachdem er dann aber schließlich mit Elan zu seinem zweiten großen Hobby — neben der Mathematik — zurückkehrte. Da ist es auch irgendwie auf tragische Weise passend, dass Harald nun bei einem Fahrradurlaub verstorben ist. Natürlich ist er viel zu jung gestorben. Es gehört zur Tragik des Lebens, dass die Intelligentesten von uns es oft viel zu früh verlassen. Es hat mich ziemlich geschockt zu erfahren, dass dieses Schicksal Harald ereilt hat. Ich hatte mich darauf gefreut, ihn mal in Hannover wiederzusehen. Er hätte mir mehr von seiner Zeit in Australien erzählen können. Und vielleicht hätte er einen seiner hoffnungslosen Versuche gestartet, mich von den verwickelten Knobeleien der abstrakten Mathematik zu begeistern.

Harald war ein echtes Original. Ich werde ihn vermissen.


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