Seit ich selbstständig bin, traue ich mir auch in der Freizeit mehr zu. Wer hätte gedacht, dass ich noch mal zum Bäcker oder zum Elektriker mutiere?

Irgendwie hat das Freelancertum in mir etwas ausgelöst. Seit meinem Jobwechsel Anfang des Jahres traue ich mich auch privat auf einmal an Dinge ran, vor denen ich früher immer unheimlich Respekt hatte. Ich glaube, das Ausbrechen aus dem Arbeitsalltag und die Tatsache, dass ich jetzt machen kann, was ich will, hat mir allgemein das Bewusstsein für neue Ideen geöffnet.

Angefangen hat das mit dem Brotbacken. Ich koche eigentlich schon immer sehr gerne, aber vor dem Backen hatte ich bis vor kurzem immer eine sehr große Scheu. Irgendwie habe ich mich da nie richtig dran getraut. Dann unterhielten sich Mitglieder der Sixgun-Discord-Gemeinde vor zwei oder drei Monaten zufällig über’s Brotbacken und ich dachte mir so …warum eigentlich nicht? Ich probier' das mal. Auf dem Weg bin ich dann zum wunderbaren Plötzblog gekommen und seitdem habe ich fast ein Dutzend Brote gebacken. Das macht wirklich unheimlich viel Spaß und ist ungemein entspannend. Und lecker!

Das Backen von Broten ist jetzt schon ein richtiges Hobby von mir geworden. Früher wäre ich gar nicht erst auf die Idee gekommen, das überhaupt mal auszuprobieren. Und das Backen war kein Einzelfall.

Als wir uns unseren Camping-Bus gekauft haben, wussten wir, dass der T4 einige Baustellen hat. Eine davon ist die Elektrik. Das Ding hat eine zweite Batterie, einen Landstromanschluss, einen Kühlschrank und dazwischen ganz viel wilde Bastler-Verkabelung. Dass ich das irgendwann mal selbst troubleshooten würde, hätte ich mir allerdings nicht träumen lassen. Der Plan war eigentlich immer, dass wir das Freunde oder Bekannte machen lassen, die sich mit so was auskennen. Oder halt einen Elektriker kommen lassen…

Im Endeffekt habe ich mir dann allerdings selbst ein Multimeter gekauft und ganz alleine den halben Fahrersitz demontiert. Ich habe die tote Batterie gewechselt, die Verkabelung unter dem Sitz mit ihren mysteriösen Relais ausgepuzzelt und das Netzteil ausgebaut, das eigentlich die Sekundärbatterie laden soll. Dann habe ich auch das auseinander gebaut und darin die kaputte Sicherung gefunden, die dafür sorgt, dass zwar 230 V in das Netzteil reingehen, aber keine 12 V am anderen Ende rauskommen.

Das alles hätte ich ohne die tatkräftige Mithilfe meines Schwiegervaters, er ist leidenschaftlicher Handwerker, natürlich nie bewältigt. Aber bis vor zwei Wochen hatte ich noch keinen blassen Schimmer, wie zur Hölle ein Multimeter funktioniert. Und vor Januar wäre ich wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, mir diese Wissen anzueignen. Ich wäre mit dem Bus einfach zu einem Elektriker gefahren.

Ich finde es schön, dass die Freiheit, Kreativität und Eigenverantwortung der Selbstständigkeit diese Veränderung in meinem Leben ausgelöst hat. So sitze ich hier heute abend mit frisch gebackenem Brot und einem reparierten Bulli und außerdem weiß ich jetzt, wie ein Multimeter funktioniert. Und alles nur, weil ich ab und zu ein bisschen über meinen eigenen Schatten gesprungen bin.