Erkenntnisse aus einer Reise in den Westen der Republik.

Wir waren über’s Wochenende mal wieder in der Heimat. Und da ist mir im alltäglichen Kontakt mal wieder aufgefallen, wie sehr ich die Menschen dort vermisse. Wir haben ein paar Tage im Bergischen Land verbracht. Das ist genaugenommen nicht ganz die Heimat, aber eigentlich ist es egal, ob man im Rheinland, im Bergischen oder im Pott unterwegs ist: Der Kontrast zum Norden Deutschlands ist frappierend.

Hamburg ist eindeutig die schönste Stadt Deutschlands, aber die Menschen hier können einfach nicht mit der Herzlichkeit der Rheinländer mithalten. Man gewöhnt sich ja an alles und so merke ich im Alltag gar nicht, das etwas anders ist. Das ging mir schon in Hannover so. Aber immer, wenn ich dann mal wieder gen Westen fahre, überraschen mich die Menschen wieder auf’s Neue. Manchmal weiß man gar nicht, was fehlt. Und wenn man es dann wiederfindet, fällt es einem wie Schuppen von den Augen.

Seien es die endlos sabbelnden Kölner Taxifahrer zur Gamescom, die Eltern in Duisburg, die quer über die Straße dem Jupp hinterherbrüllen, weil er sein Auto Kacke geparkt hat oder der Bergische Nachtwächter, der keine Ahnung hatte wo das Hotel den Rotwein aufbewahrt, aber mit mir nachts um elf ne halbe Stunde auf Suche gegangen ist, bis wir den Weinkeller gefunden hatten… Stell dir sowas mal in Hamburg vor. Gibbet hier nicht. Und in Bayern auch nicht. Dat gibbet nur zu Hause.

Ein gebürtiger Norddeutscher muss ja den absoluten Kulturschock kriegen, wenn wildfremde Service-Mitarbeiter auf einmal an seinem Leben interessiert sind. Ich bin jetzt auch schon so lange hier oben, dass mich da selbst immer erst mal ein bisschen irritiert, wenn ich zurück im Westen der Republik bin. Aber dann falle ich schnell wieder in die alten Muster zurück und fühle mich dann umso wohler. Und jetzt, wo wir wieder zurück sind, werde ich die Rheinländische Herzlichkeit wohl wieder ein paar Wochen lang richtig vermissen.


Aufmacherbild: Lucas Carl

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