Heute in meiner Sonntags-Kolumne: Sexismus und Steuern.

Bei uns zu Hause macht meine Frau die Steuererklärung. Warum? Weil sie viel besser mit Geld umgehen kann als ich. Ich bin eher so der kreative Part in der Beziehung, sie macht den ganzen komplizierten Kram. Weil wir einigermaßen fortschrittlich sind, macht sie unsere Steuererklärung mit dem Computer. Im letzten Jahr hat sie dann unsere erste gemeinsame Steuererklärung abgegeben, für die wir beide in der ganzen Steuerperiode in Hamburg gewohnt haben. Seitdem warten wir auf die Antwort vom Finanzamt.

Weil sich das Ganze nun schon eine Weile hinzieht, hat meine Frau dort mal angerufen und gefragt, was das Problem ist. Die Mitarbeiter unseres lokalen Finanzamtes waren sehr nett und hilfsbereit. Sie haben ihr dann allerdings eröffnet, dass es ein Problem sei, wenn sie ihren Namen als ersten Ehepartner (Person A) einträgt. Sie solle das doch bitte nicht tun. Dafür ist die Software beim Finanzamt nämlich nicht ausgelegt. Wenn der Ehemann nicht als erste Person eingetragen wird, stürzt das System ab und die Finanzamts-Mitarbeiter müssen alle Informationen von Hand erneut in das System eingeben. Das dauert.

Wenn man sowas hört, fragt man sich schon, ob das Software-Backend beim Finanzamt in den ‘60er Jahren programmiert wurde. Wir leben im 21. Jahrhundert… Da wird doch wohl eine Frau die Steuererklärung für den Haushalt machen können und sich dann als erste Person eintragen dürfen. Wer an welcher Stelle auf dem Formular steht, ist doch nun wirklich egal. Was machen die denn, wenn zwei Frauen zusammen eine Steuererklärung abgeben? Ich mein, wen die da auch immer als “Ehegatte” eintragen, das ist ja auf jeden Fall falsch.

Schlimm genug, dass die Briefe vom Finanzamt seit Jahren an mich adressiert werden, auch wenn meine Frau die Steuererklärung abgibt. Aber das ist jetzt wirklich die Höhe. Ich bin ja sonst nun wirklich nicht jemand, der davon überzeugt ist, dass Begriffsänderungen die Gleichberechtigung fördern. Aber die Software beim Finanzamt sollte trotzdem wenigstens so gut mit den aktuellen Lebensgewohnheiten der Bürger des Landes Schritt halten, dass sie nicht abstürzt, wenn man seine Steuererklärung abgibt.