Aufräumen mit Marie Kondō
Sonntag ist Aufräumtag im Hause Scherschel. Heute werden die Vorgaben von Frau Kondō umgesetzt.
Vor ein paar Wochen habe ich damit angefangen, die Netflix-Serie Aufräumen mit Marie Kondo zu gucken. Hauptsächlich auf Grund der Memes überall auf Twitter und sonstwo im Netz. Das erste, was ich dabei gelernt habe, ist, dass Amerikaner absolut übertrieben große Wohnungen haben. Und dann habe ich gelernt, dass ich gar nicht der schlimmste Messie auf dem Planeten bin, weil besagte Amerikaner mindestens genau so viel Mist aufheben wie ich und wegen ihrer größeren Wohnungen einfach mehr davon länger lagern können.
Irgendwann fing der Kondō-Wahn dann allerdings auch bei mir zu wirken an und ich habe mir vorgenommen, nach der FOSDEM mal strategisch ein, zwei Stellen meines Home Office aufzuräumen. Seit ich Freelancer bin, verbringe ich schließlich mindestens 75% meiner Zeit in diesem einen Raum. Für den heutigen Sonntag – traditionell der Aufräumtag in unserem Haushalt – habe ich mir dann vorgenommen, mit dem großten Schrank des Zimmers anzufangen. Da schmeiße ich nämlich seit fast zwei Jahren einfach wild alles rein, was nicht offen rumliegen soll.
Bringt es noch Freude? Ja!!
Beim Aufräumen – wenn ich erst mal dabei bin, macht mir das ja schon Spaß – wurde mir allerdings so langsam klar, was die Schwachstelle an Marie Kondōs Technik ist. Ich mag die Sachen, die ich aufhebe, einfach zu sehr. Das bedeutet, dass ich die klassische Kondō-Frage (“Bringt es dir noch Freude?") eigentlich fast immer mit ja beantworten kann.
Meine Frau sagt, ich sei ein Sammler. Das stimmt wohl. Und als Sammler sammelt man halt Dinge, die einem Spaß machen. Ich stopfe diesen Schrank ja nicht mit Zeugs voll, das ich brauche, um eine Zombie-Apokalypse zu überleben. Klar, ich habe alle meine alten Game-Boy-Spiele aufgehoben. Aber meinen Game Boy von 1990 hab ich auch noch – und der funktioniert! Und wenn ich eins der Spiele einlege und das Ding anmache, kannst du aber mal sowas von sicher sein, dass mir das Spaß macht, Marie! Und auch die Unmengen an Kabeln in dem Schrank haben ihren Sinn. Ich betreibe hier halt ein komplettes Podcasting-Studio. Außerdem zwei Desktops, einen Laptop, einen Heimserver, ein iPad und so weiter… da braucht man Kabel! Und jedes Mal, wenn ich was umverkabele und dafür nichts bei Amazon kaufen muss, bringt mir das auch eine Menge Spaß. Der Tribble? Guck ihn dir an! Der macht schon Spaß, wenn ich ihn nur sehe! Die eingerahmte, unterschriebene Autogrammkarte von Richard Dean Anderson? Echt jetzt? Ist die Frage ernst gemeint?
Und so geht das immer weiter, mit fast allem, was ich aus diesem Schrank raushole. Ich glaube, es ist ziemlich offensichtlich, dass ich fast alles, was da drin ist, behalten werde. Sorry, Marie!
Wo mir Frau Kondō allerdings geholfen hat, ist, dass ich jetzt einsehe, dass ich dieses Trümmerfeld öfter aufräumen sollte. Es ist schon viel erfreulicher, wenn man an seine komplette Sammlung aus unnützem (aber Spaß erzeugendem!) Krams schneller dran kommt, weil man nicht erst drei geologische Strata an Gerümpel umschichten muss. Dementsprechend werde ich den Rest des heutigen Tages damit verbringen, den Inhalt dieses Schrankes fein säuberlich zu sortieren, zu stapeln und so weit wie möglich in kleine Boxen zu verpacken.
Hier gibt es noch viel zu tun.
Und nächstes Wochenende ist dann vielleicht der Hobby-Tisch dran. Denn auch dort gibt es noch einiges zu optimieren.