Eine Sonntagskolumne über die Unschuldsvermutung, die Pandemie und die Eppendorfer Muttis.

Ich überlege seit Wochen, warum ich beim Anblick der allgegenwärtigen Corona-Maske ein komisches Gefühl in der Magengegend habe. Und ich glaube, ich habe jetzt endlich verstanden, warum ich reflexartig eine schlechte Vorahnung beim erkennbarsten Zeichen unserer neuen Gesellschaftsordnung habe. Im “new normal” der nie enden wollenden Pandemie haben wir die Unschuldsvermutung auf den Kopf gestellt. “Ich trage eine Maske, um dich zu schützen, falls ich krank bin” heißt ja eigentlich nichts anderes als: Wir gehen erst mal davon aus, dass wir alle krank sind, bis das Gegenteil bewiesen ist. Und selbst dann ist es wohl besser, wenn wir davon ausgehen, dass wir ansteckend sind.

Das mag medizinisch und epidemiologisch völlig richtig sein. Aber es macht etwas mit unserer Gesellschaft, dass nicht gut ist. Gar nicht gut. Es ist kein weiter Schritt von “krank, bis das Gegenteil bewiesen ist” bis zu “schuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist”. Hört sich wie Übertreibung an? Geht mal raus und hört den Leuten so zu…

Case in point: Die Tage waren Katy und ich zum ersten mal seit Monaten mal wieder spontan in der Stadt was essen. Wir haben uns ein nettes vegetarisches Restaurant in Eppendorf ausgeguckt und genossen da gerade unser Curry, als sich so zwei typische Eppendorfer Muttis an den Nebentisch setzten. Die waren uns ja schon suspekt, als sie, anstatt Essen zu bestellen, stundenlang an ihren Drinks nippten und dann von zu Hause mitgebrachte Nüsse auspackten. Und dann ging es los. Als die Familie am Nebentisch aufstand, um zu gehen, wurden die erst mal angemeckert, weil die dabei nicht genug Abstand einhielten.

HALTEN SIE ABSTAND!!!! Unglaublich. Warum halten die keinen Abstand? Ich umarm extra meine Freundinnen nicht – weil das ja verboten ist um uns alle zu schützen – und die halten keinen Abstand! Unmöglich! Ich würde natürlich auch Abstand halten, wenn es nicht verboten wäre. Man bringt ja seine Opfer! Überhaupt, was in Deutschland alles nicht verboten ist… Unglaublich. In Deutschland müsste viel mehr verboten sein!

Da gehst du in die Stadt, um entspannt was zu essen, und dann musst du am Nebentisch solchen Deppen zuhören. Die Eppendorfer Muttis denken echt, es sei in Deutschland verboten, Menschen zu umarmen. Ich hätte die mal fragen sollen, mit welchem Gesetz das verboten wurde. Oder was die Strafe ist. Erschießungskommando? Und diese Muttis denken – und sagen das auch noch in der Öffentlichkeit! – dass in Deutschland nicht genug verboten ist? In Deutschland? Waren die überhaupt schon mal wo anders? Wenn denen in Deutschland nicht genug verboten ist, wo wollen die dann leben? In China? In Nordkorea? Die Eppendorfer Muttis sahen jetzt nicht so aus, als hätten sie früher in der DDR gelebt. Die wissen also wahrscheinlich nicht, wovon sie reden. Mehr verboten…

Ich glaub die Eppendorfer Muttis hätten es gerne, wenn wir die Unschuldsvermutung auf den Kopf stellen. Für “Corona” haben sie das sicherlich schon lange getan. So wie die beiden mich angeguckt haben, als ich wegen meiner Gräserallergie ein oder zwei Mal niesen musste.

Ich kann aus diesen Beobachtungen nur einen Schluss ziehen: Fuck die Eppendorfer Muttis. Und fuck alle, die Masken tragen, wenn es nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten keinen Sinn macht. Eure Schlangenöl-Mentalität macht mehr kaputt, als ihr überblicken könnt. Wenn wir nicht langsam gegensteuern, verblödet die ganze Gesellschaft und wir werden alle zu Eppendorfer Muttis, die sich ihre eigenen Nüsse mit ins Restaurant bringen.