Ich musste mich tatsächlich erst scheiden lassen, um mich in Düsseldorf als Bürger anmelden zu können.

Am Montag war ich auf dem Einwohner-Meldeamt, um meine neue Wohnung in Düsseldorf anzumelden. Da meine Frau im Gegensatz zu mir einen richtigen Job hat und tagsüber arbeiten muss, habe ich ihre Unterlagen gleich mitgenommen, um sie auch anzumelden. Da jetzt – CORONA! – alle einen Termin im Internet machen müssen, könnte man denken, man ist pünktlich um 12:30 Uhr zu seinem Termin da und dann geht das flott über die Bühne. Ha, ha. Denkste! Ich habe über anderthalb Stunden auf dem Amt verbracht! Aber nicht mit warten. Jedenfalls hab ich nicht darauf gewartet, aufgerufen zu werden. Das ging ganz schnell. Was hat dann also so lange gedauert? Meine Frau und ich hatten einen Beziehungsstatus-Fehler. Was das ist? Das kann ich euch sagen…

Das Ganze lief so ab: Ich komm also an den Schalter und die nette Frau vom Amt fragt mich, ob es mir was ausmacht, wenn die Praktikantin meinen Fall bearbeitet. Einfache Ummeldung und so. Ich denke mir: Dauert wahrscheinlich was länger, aber was soll’s. Ich hab ja Zeit und irgendwann sind wir alle mal neu in unserem Job. Also sage ich: Kein Problem. Das Mädel fängt also an, meine Daten von meinem Perso abzuschreiben. Nach einer Weile druckt sie was aus und bittet mich, meine Daten zu überprüfen. Natürlich hat sie meinen zweiten Vornamen falsch abgetippt. Statt Aleksand—a—r hat sie Aleksand—e—r geschrieben. Das kommt schon mal häufiger vor, also weise ich sie nett darauf hin und denke mir nichts weiter dabei. Aber damit nahmen die Probleme dann wohl ihren Lauf.

Denn irgendwie schaffte sie es nicht, mich zusammen mit meiner Frau anzumelden. Was ich mir durch die verzweifelten Nachfragen bei der dienstälteren Kollegin am Nachbartisch erschließen konnte, war, dass normalerweise Ehepartner in den Datensätzen des Einwohnermeldeamtes zusammen abgelegt sind, meine Frau aus irgend einem Grund aber nicht auffindbar war. Nach einigen Minuten gab die Praktikantin auf und ich wurde einen Schreibtisch weiter zur dienstälteren Kollegin verwiesen. Aber auch diese Mitarbeiterin schaffte es nach knapp einer halben Stunde probieren nicht, mich und meine Frau in Düsseldorf als Bürger zu melden. Ich fing an diesem Zeitpunkt an, Witze zu machen, wir wären wahrscheinlich einfach zu oft umgezogen und das System sei jetzt überfordert (seit 2012 bin ich viermal umgezogen und meine Frau fünfmal). Die Mitarbeiter auf dem Amt fanden das gar nicht so lustig, sie schienen wirklich der Meinung zu sein, wir würden zu oft umziehen und den Einwohnermeldeämtern zu viel Arbeit machen. Abgesehen davon, dass das Meldeverfahren meiner Meinung nach eh unsinnig ist und ich ja nicht aus eigenem Antrieb zum Einwohnermeldeamt gehe, ist ein Umzug für mich ja wohl ein bisschen mehr Stress als für die Sesselfurzer auf dem Amt.

Nach einigen weiteren Versuchen wurde ich dann an die Leiterin des Einwohnermeldeamtes weitergereicht – mittlerweile waren alle Anwesenden mit meinem Fall beschäftigt und arbeiteten durch ihre Mittagspause. Die Amtsleitung wusste auch nicht, warum das Problem aufgetreten war, konnte es aber immerhin benennen: Beziehungsstatus-Fehler. Wahrscheinlich ausgelöst dadurch, dass ich zuerst mit einem falschen Namen aufgenommen worden war und dann meine Frau manuell hinzugefügt wurde. Da ich aber nun schon gemeldet war und meine Frau nicht, konnte man sie dann wohl nicht mehr hinzufügen. Weiß der Teufel wie schrecklich diese Software ist, mit der die da arbeiten müssen. Wahrscheinlich der blanke Horror. Sieht aus wie QBasic und alle Datenbankabfragen sind handgeklöppeltes, artisanales SQL. Urrggggs…

Die Lösung des Problems sah schließlich wie folgt aus: Die Mitarbeiterin musste uns im Computer scheiden und getrennt voneinander ledig in Düsseldorf einbürgern. Dann hat sie uns danach wieder verheiratet. Herzlichen Glückwunsch, sie dürfen die Braut jetzt küssen. Die nette Frau sagte mir dann, dass sie es hoffentlich geschafft hat, alle automatischen Meldungen an andere Ämter zu unterdrücken. Was verhindern sollte, dass wir demnächst unangenehme Fragen des Finanzamtes beantworten müssen. Drückt mir mal die Daumen! So oder so musste sie noch mit der Ober-Chefin telefonieren, welche die ganze Aktion wohl noch schriftlich begründen muss. So ein Stress. Am Ende sagte man mir, dass seit Menschengedenken in diesem Amt noch nie eine einfache Um- oder Anmeldung anderthalb Stunden gedauert hat.

Warum passieren immer mir solche Sachen?