Etwas arg verspätet hier nun eine Sonntagskolumne zur FOSDEM dieses Jahr.

Ich muss mich mal wieder entschuldigen. Eigentlich wollte ich diese Kolumne schon vor zwei Wochenenden schreiben. Aber was soll ich sagen? Genau. Ich nehme mir halt immer viel zu viel vor. Und seit ich eingesehen hab, dass ich manchmal einfach aufhören muss zu arbeiten, wenn ich gesund bleiben will, bleiben Dinge dann halt liegen. Jetzt hier also meine Beobachtungen vom 7. Februar. Etwas verspätet und mit einem Bild aus der vergangenen Woche, das einige der Widrigkeiten symbolisiert, mit denen ich seither Zeit verbracht habe.


Das letzte Mal, als ich in Person auf der FOSDEM war, war im Februar 2019. Da war ich gerade frisch selbstständig und hatte mal das gemacht, was man mich in der Heise-Redaktion eher nicht so oft hat machen lassen: raus fahren und vor Ort berichten. Wie immer in Brüssel im Februar war das Wetter schlecht, die Uni kalt, aber das Bier, die Pommes und die Waffeln exzellent. Und es war wohltuend, sich mal wieder unter die absoluten Ober-Nerds zu begeben. Und deswegen hat das Ganze wie immer Spaß gemacht.

Im Februar 2020 war die FOSDEM zwar eine der letzten Konferenzen überhaupt, die noch stattfand – SARS-CoV-2 hieß damals noch nCoV-2019 und die Angst vor DEM VIRUS war quasi nicht existent – aber ich war nicht in Brüssel. Ich habe zwar von der FOSDEM berichtet, aber von zu Hause aus. Ich hatte einfach zu viel zu tun. Und ich hatte erkannt, dass man über solche Konferenzen meist effektiver aus dem eigenen Arbeitszimmer berichten kann. Ich hatte zwar den Plan, dieses Jahr dann wieder nach Brüssel zu fahren, war im Endeffekt aber froh, von zu Hause berichtet zu haben.

Dieses Jahr fand die FOSDEM, zum ersten mal in ihrer über zwanzigjährigen Geschichte, komplett online statt. Aus offensichtlichen Gründen. Also habe ich wieder von zu Hause aus Meldungen geschrieben. Diesmal habe ich allerdings noch was gelernt: Es ist was anderes, wenn eine Konferenz normal stattfindet und man von zu Hause aus dem Geschehen folgt, oder wenn eine Konferenz nur online stattfindet. Irgendwas fehlt. Irgendwie ist es nicht das Selbe. Die Technik hat – dank der Ausführung über das Matrix-Protokoll und tatkräftiger Mithilfe der Entwickler – super funktioniert. Und in den Chaträumen war ordentlich was los. Aber trotzdem ist das irgendwie kein echtes Networking. Es funktioniert einfach nicht so gut. Denn ein Chatroom ist nun mal auch nur ein Chatroom.

Auch die Qualität der Vorträge hat im Direktvergleich zu den Vorjahren gelitten. Ich bin bei Weitem auch nicht der einzige, der so denkt. Was ich aus Internet-Kommentaren und Gesprächen mit Kollegen entnehme. Ich vermute, dass das fehlende Direktfeedback der Zuhörer damit zu tun hat. Und auch die Tatsache, dass die Vorträge vorher aufgezeichnet waren, machte das ganze irgendwie etwas hölzern. Ich glaube nicht, dass die Vortragsqualität besser wird, je mehr Leute ihre Vorträge nur noch über Videokonferenz halten.

Wollen wir hoffen, dass die FOSDEM 2022 wieder normal stattfindet – die Organisatoren der Konferenz scheinen da übrigens mit mir einer Meinung zu sein. Im nächsten Jahr komm ich dann auch wieder persönlich ins kalte Brüssel. Falls sich bis dahin die Panik gelegt hat und nächstes Jahr wieder Konferenzen stattfinden.

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