Vor drei Jahren gab ich bekannt, meinen Job als Redakteur bei einem größeren deutschen IT-Verlag hinzuschmeißen. Bereut habe ich das an keinem einzigen Tag zeitdem.

Wie Facebook mir diese Woche miteilte, ist es jezt drei Jahre her, dass ich öffentlich verkündet habe, dass ich meinen Job als Redakteur bei einem größeren deutschen IT-Verlag hinschmeiße, um freiberuflicher Journalist zu werden. In den drei Jahren seit dieser Entscheidung gab es tatsächlich nicht einen Tag, an dem ich diese Entscheidung bereut habe. Ganz im Gegenteil. Trotz des ganz eigenen, nicht unerheblichen, Stresses, den das Leben als Freelancer mit sich bringt, wache ich jeden morgen (sehr spät) auf und bin froh, mich damals so entschieden zu haben.

Ich will das Ganze gar nicht beschönigen. Ohne den Job meiner Frau hätte ich wohl Probleme, meine Miete zu zahlen. Ich verdiene dieser Tage deutlich weniger – und vor allem unregelmäßiger. Aber dafür kann ich jetzt schreiben was, und vor allem wann, ich will. Und ich habe keine Meetings mehr. Gar keine. Und ich muss mich nicht mehr mit Statistiken und Möglichkeiten, mehr Werbe-Klicks zu generieren, rumärgern. Das ist so viel mehr wert, als alles Geld der Welt. Überhaupt bin ich davon überzeugt, dass viel zu viele Menschen Karriereentscheidungen danach treffen, was am Ende auf dem Gehaltszettel steht. Anstatt danach zu gehen, was sie eigentlich so in ihrem Arbeitsalltag den ganzen Tag tun wollen. Wenn ich durch diesen Karriereschritt (hoffentlich meinen letzten) etwas gelernt habe, dann ist es, dass man öfter mal auf sein Bauchgefühl, anstatt auf das Konto, hören sollte.

Neben meiner geistigen Gesundheit – man stelle sich nur mal vor, ich hätte das ganze letzte Jahr mit einem Haufen Pandemie-Panik-Panther zusammenarbeiten müssen – hat die Entscheidung, Freiberufler zu werden, vor allem aber auch meinen Körper vor dem Kollaps bewahrt. Als Angestellter hatte ich einen kaputten Rücken, Migräne, Kreislaufbeschwerden und hätte wahrscheinlich früher oder später einen Herzinfarkt oder andere kardiologische Probleme bekommen. Seit ich Freelancer bin, habe ich erst 12 Kilo Fett abgenommen und dann 10 Kilo Muskeln aufgebaut. Ich kann jetzt 10 Kilometer mit 4 Kilo Gepäck in 1 Stunde 5 Minuten laufen und trainiere drei Mal die Woche am Boxsack. Alles Dinge, für die ich mir als Angestellter nie Zeit genommen habe. Es brauchte einen radikalen Lebenswandel, damit ich kapierte wie tief ich im Hamsterrad feststeckte.

Jedem, der das hier jetzt liest und denkt “Scheiße, hätte ich doch auch nur den Mut dazu”, dem kann ich nur sagen: Trau dich! Es ist alles nicht so beängstigend, wie es sich anhört. Und zurück auf die Moloch (siehe Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär von Walter Moers) kann man immer. Irgendwer sucht immer Galeerensklaven. Aber mit etwas Glück kommt es nicht dazu. Mit etwas Glück bleiben wir zusammen frei.

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