Verlangsamte Lieferketten, keine Lagerbestände, Handelskrieg mit China: Man kann also nur hoffen, dass man gerade alle Elektronik hat, die man braucht und nichts kaputt geht, denn neue Elektronik kaufen kann gerade richtig teuer werden.

Die Mikrochips werden knapp – was sich für die meisten Menschen zuerst einmal wie langweiliges Technogebrabbel anhört, betrifft uns allerdings alle im Alltag. Und vor allem da, wo es momentan besonders weh tut: bei der Unterhaltungselektronik. Mikrochips sind heutzutage nämlich überall drin: In Autos, smarten Haushaltsgeräten, Telefonen und in Computern und Tablets sowieso.

Als erstes bekamen die Verknappung alle jene zu spüren, die versucht haben, in letzter Zeit ein Notebook oder eine Spielekonsole zu kaufen. Grafikkarten für PCs sind sowieso schon lange entweder gar nicht mehr, oder nur zu absurden Preisen, zu bekommen. Das ist vor allem wegen der anhaltenden Lockdowns momentan so unangenehm. Fürs Home Office, den Schulunterricht zu Hause und die Freizeit braucht es nun mal PCs, Tablets, Smartphones, Smart-TVs und Spielekonsolen. Neu ist, dass die Chip-Knappheit nun auch der Automobilindustrie zu schaffen macht. So musste zum Beispiel VW seine Autoproduktion zeitweise einstellen.

Wie kann das sein? Dass Mikrochips und andere Elektronikbauteile ein boomender Markt sind, wissen wir doch schon seit Jahren. Das stimmt zwar, aber leider war niemand auf eine Verlangsamung der Lieferketten durch die Pandemie vorbereitet. Dass niemand große Lagerbestände angelegt hat und alle Hersteller seit Jahrzehnten beim Bestellen neuer Teile von der Hand in den Mund leben, beißt uns jetzt gehörig in den Hintern. Und dazu kommt noch, dass der von den USA angezettelte Handelskrieg mit China dort zu besonderer Vorsicht geführt hat und sich chinesische Firmen jetzt erst mal selbst eindecken und für schlechte Zeiten einlagern, bevor sie exportieren.

So wird sich die Lage auf absehbare Zeit wohl auch erst mal nicht entspannen. Man kann also nur hoffen, dass man gerade alle Elektronik hat, die man braucht und nichts kaputt geht – neu kaufen kann nämlich gerade richtig teuer werden.


Diese Text wurde ursprünglich am 20. April 2021 im Rahmen meiner Kolumne Digital Total veröffentlicht, die jeden Dienstag in der Ostfriesen-Zeitung erscheint.

Aufmacherbild: Laura Ockel

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