Man stelle sich mal vor, bei einem Viertel aller gekauften Autos würde nur die halbe vom Hersteller versprochene Leistung erreicht. Oder beim Kauf einer Einbauküche würde bei einem von vier Kunden nur die halbe Küche geliefert und montiert.

Die Internet-Infrastruktur in Deutschland wird immer besser, wir holen im internationalen Vergleich weiter auf – das hört man mittlerweile immer wieder sowohl von Politikern als auch von Branchenverbänden. Wenn man aber mal genau hinguckt, ist die Internetversorgung vielerorts immer noch sehr trostlos. Vorhandene Kabel werden monate- oder manchmal sogar jahrelang nicht ans übrige Netz angeschlossen und der Glasfaserausbau kommt regelmäßig wegen Fehlplanungen ins Stocken.

Aber auch bei vorhandenen Breitbandanschlüssen hapert es gewaltig. So hat die Bundesnetzagentur zum Beispiel vor kurzem festgestellt, dass nur knapp vierundzwanzig Prozent der deutschen Haushalte die ihnen vertraglich versprochene Internet-Höchstgeschwindigkeit überhaupt nutzen können. Das sind weniger als ein Viertel. Diese Zahl muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

Weiter besagt die Untersuchung, dass nur dreiundsiebzig Prozent der Haushalte mindestens die halbe ihnen versprochene Leistung erhalten. Man stelle sich mal vor, bei einem Viertel aller gekauften Autos würde nur die halbe vom Hersteller versprochene Leistung erreicht. Oder beim Kauf einer Einbauküche würde bei einem von vier Kunden nur die halbe Küche geliefert und montiert. Was da los wäre.

Solche Zustände würden hierzulande in keiner anderen Branche akzeptiert. Warum lassen wir es dann bei unserem Internetanschluss mit uns machen? Weil das Internet eine neue Technik ist? Ich bin jetzt bald ein Vierteljahrhundert und weit mehr als die Hälfte meines Lebens im Internet unterwegs. Das ist keine neue Technik mehr. Haben wir wirklich erst im Lockdown verstanden, dass mittlerweile der Großteil des Alltags der arbeitenden Bevölkerung digital stattfindet? Arbeit, Haushalt, Freizeit – all das organisieren wir über unseren Internetanschluss. Es wird Zeit, dass wir da endlich die selben Qualitätsstandards anlegen, wie beim Rest unseres Lebens.


Diese Text wurde ursprünglich am 27. April 2021 im Rahmen meiner Kolumne Digital Total veröffentlicht, die jeden Dienstag in der Ostfriesen-Zeitung erscheint.

Aufmacherbild: Denny Müller

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