Ein Schritt vor, zwei zurück
Das Streaming von Filmen und Serien hat unser Leben enorm vereinfacht. Aber es bringt auch viele neue, zum Teil unsinnige, Probleme mit sich.
Wenn man zum ersten Mal vom linearen Fernsehen aufs Streaming umsteigt, denkt man erst einmal, man wäre im Himmel. So viele Filme und Serien, alle nur einen Knopfdruck entfernt. Aber wenn die erste Begeisterung einmal nachgelassen hat, stellt man schnell fest, dass Streaming-Abos auch ihre Nachteile haben.
Man zahlt immer, auch wenn man gerade gar nicht genug gucken kann, dass es sich lohnt. Filme, die man sich letzte Woche zum später schauen vorgemerkt hat, sind auf einmal aus dem Angebot verschwunden. Und bei Filmreihen kann man sich zwar den ersten und dritten Film angucken, aber der zweite ist gerade nicht im Angebot. Oder Teil Zwei ist verfügbar, aber das Original, auf dem der neuere Film aufbaut, dann nicht. Vielleicht gewöhnt man sich bei dem einen Anbieter dran, Filme in Originalsprache zu schauen und beim zweiten sind die meisten dann nur auf Deutsch vertont verfügbar – warum auch immer, eine weitere Tonspur ist im Vergleich zu den riesigen Datenmengen von 4K-Filmen nun wirklich kein Aufwand. Und manche Serien verschwinden, während man mitten drin ist, auf einmal aus dem Sortiment.
Klar, tonnenweise Inhalte sind gerade jetzt im Lockdown mit Ausgangssperre viel wert. Aber bei einer großen DVD- oder Blu-ray-Sammlung kann mir wenigstens niemand meinen Lieblingsfilm von heute auf morgen löschen, nur weil irgendein Vertrag zwischen Filmstudio und Streaming-Dienst auf einmal ausgelaufen ist. Von der Technik der Zukunft erwarte ich, dass sie in allen Aspekten besser ist, als die Technik der Vergangenheit. Vor allem wenn das, was sie zurückhält, nicht auf technische Schwierigkeiten zurückgeht, sondern auf die Geldgier einzelner Menschen. Ich kann ja noch damit leben, dass bestimmte Serien gar nicht im Streaming zu haben sind, sondern ich sie von vorn herein kaufen muss. Aber mir meine neu Lieblingsserie mitten drin zu löschen, nur weil ich sie zum falschen Zeitpunkt angefangen habe zu gucken, ist echt grausam.
Diese Text wurde ursprünglich am 4. Mai 2021 im Rahmen meiner Kolumne Digital Total veröffentlicht, die jeden Dienstag in der Ostfriesen-Zeitung erscheint.
Aufmacherbild: Erik Mclean