Kochfeld mit WLAN
Wollt ihr mit eurem Kochfeld Termine verwalten? Also ich nicht.
Meine Eltern haben sich vor kurzem ein neues Kochfeld für die Küche gekauft. Als ich das zum ersten Mal sah, war ich schon sehr überrascht. Da prangte nämlich ein dicker WiFi-Sticker neben der Kochfläche. WLAN? An einem Cerankochfeld? Wozu braucht man denn so was?
Der Hersteller sagt, das Kochfeld könne so mit einer kompatiblen Dunstabzugshaube reden und diese dann basierend auf der Menge der Kochfelder, die in Betrieb sind, automatisch regulieren. Gut, das ist eine nette Komfortfunktion. Aber natürlich haben meine Eltern keine Dunstabzugshaube, die damit kompatibel ist. Außerdem kann das WLAN-Kochfeld wohl per Handy-App gesteuert werden, um die Heizelemente einzustellen. Das finde ich ziemlich unsinnig, denn dafür ist ja schließlich das Bedienfeld am Kochfeld da. Warum sollte ich zusätzlich ein zweites Gerät benutzen, für etwas, was ich eh schon vor der Nase habe? Aus einem anderen Raum will ich mein Kochfeld ja wohl kaum einstellen. Kochfelder zu bedienen, wenn man nicht sehen kann, was auf dem Herd los ist, ist keine gute Idee.
Aber es wird noch viel sinnloser. Der Hersteller dieses Gerätes ist ganz stolz, dass man mit dem Kochfeld auch Termine verwalten, Mails schreiben und sogar telefonieren kann. Wer bitte möchte mit seinem Kochfeld telefonieren? Oder Termine verwalten? Wenn einem beim Kochen so langweilig ist, sollte man vielleicht mal ernsthaft darüber nachdenken, anspruchsvollere Gerichte zu kochen als Milchreis mit Zimt und Zucker oder Fertiggerichte aus der Tüte. Und Mails schreiben? Das ist auf dem Handy ja schon nervig genug. Wie soll das bitte auf dem Herd gehen? Wahrscheinlich mit Spracherkennung.
Ich finde den Gedanken, auf meinem Herd eine E-Mail zu verfassen ja schon extrem peinlich. Aber wenn ich dann auch noch dafür mit meinem Herd reden muss? Lass mal, ich konzentriere mich lieber aufs Kochen.
Diese Text wurde ursprünglich am 1. Juni 2021 im Rahmen meiner Kolumne Digital Total veröffentlicht, die jeden Dienstag in der Ostfriesen-Zeitung erscheint.