Wenn Microsoft mit einem Update eine Funktion hinzufügt, die aussieht, als ob sie direkt aus einem russischen Hacker-Forum stammt…

Haben Sie letzte Woche auf ihrem Windows-Computer nach einem Neustart auch auf einmal etwas Neues entdeckt und sich erst mal erschreckt? Also, ich habe mich nach dem letzten Windows-10-Update schon sehr über die neue Wetter-Anzeige in der Statusleiste gewundert. Microsoft hat da mal eben still und heimlich seine Nachrichten-Webseite MSN und seine Suchmaschine Bing noch ein bisschen tiefer ins Betriebssystem eingebaut. Und das Ganze außerhalb der normalen größeren Feature-Updates, wo man ja eigentlich mit einer solchen Neuerung rechnen würde.

An sich ist das ja nicht beunruhigend. Vielen wird es ja sicher auch gefallen, das Wetter direkt in der Statusleiste ablesen zu können. Gut, man kann auch einfach aus dem Fenster schauen und das Wetter in der Realität ablesen – aber das steht auf einem anderen Blatt. Nein, das eigentliche Problem bei diesem Update ist, wie laienhaft Microsoft dieses Taskbar-Element gebaut hat: Mit pixeliger Wettergrafik und einer verschwommenen Schriftart, die komplett anders aussieht als der andere Text auf der Statusleiste oder im Startmenü.

Ich habe im ersten Moment gedacht, irgendwer hätte mir Schadcode auf den Rechner geladen. Diese Windows-Funktion sieht nämlich genau so aus wie die Art von kostenlosen Wetter-Apps für Windows, bei deren Download von einer zwielichtigen Webseite man sich sonst einen Trojaner mit ins Haus holt, der dann erst mal die gesamte Festplatte verschlüsselt. Und ich bin offensichtlich nicht der einzige, der ähnliche Gedanken hatte. Das Internet ist voll von Menschen, die sich wundern, wo diese merkwürdig verpixelte Anzeige in ihrer Windows-Leiste herkommt.

Angeblich hat Microsoft diese neue Windows-Funktion seit Januar mit seinen freiwilligen Testern auf Herz und Nieren geprüft. Und dabei ist keinem aufgefallen, dass das Ding aussieht wie Köder-Software aus einem russischen Hacker-Forum?


Diese Text wurde ursprünglich am 15. Juni 2021 im Rahmen meiner Kolumne Digital Total veröffentlicht, die jeden Dienstag in der Ostfriesen-Zeitung erscheint.

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