Manchmal sind die alten Dinge die besten. Neuerungen bedeuten nicht immer automatisch auch Verbesserung.


Diese Text wurde ursprünglich am 6. Juli 2021 im Rahmen meiner Kolumne Digital Total veröffentlicht, die jeden Dienstag in der Ostfriesen-Zeitung erscheint.

Aufmacherbild: Daniel J. Schwarz


Ich fahre ein fast zwanzig Jahre altes Auto und werde es so lange am Laufen halten, wie es nur geht. Falls ich jemals Ersatz brauche, werde ich einen Gebrauchtwagen kaufen, der so alt wie möglich ist. Das ist mir ziemlich wichtig, weil ich denke, dass sich die Autoindustrie in den letzten paar Jahren selbst ins Abseits befördert hat. Nicht nur, dass die meisten modernen Autos ziemlich lächerlich aussehen, statt Zuverlässigkeit und Reichweite dominieren heutzutage fragwürdige Design-Entscheidungen und technische Spielereien, die niemand braucht.

Sehr klar wurde mir das wieder mal, als ich die Tage ein Video des bekannten britischen Auto-Journalisten James May sah, der erklärte, wie man einen Tesla auseinandernimmt, wenn dessen Autobatterie leer ist. Die wird nämlich unter Umständen von der riesigen Antriebsbatterie nicht geladen, ob wohl der Wagen am Strom hängt, und weil der Tesla so modern ist, kann man ihn dann nicht mehr öffnen. Da alles von Computern gesteuert wird, bekommt man nicht mal die Motorhaube auf und muss anfangen, den Wagen zu demontieren. Von wegen Fortschritt!

Als jemand, der sich seit Jahren mit IT-Sicherheit beschäftigt, möchte ich auch nicht, dass die Bremsen oder Schlösser in meinem Auto computergesteuert sind. Oder dass, wie jetzt bei Porsche Taycan, auf einmal der Motor ausgeht, weil das Auto einen Software-Defekt hat und ein Update braucht. Die Software auf meinem Schreibtisch ist schon instabil und unsicher genug, so etwas fehlt mir auf der Autobahn gerade noch. Es ist ja auch nicht so, als ob dieser ganze Schnickschnack irgendwas ermöglicht, was Autos vor zwanzig Jahren nicht auch konnten – ganz im Gegenteil. Finde heute mal ein Auto, das locker mehr als eintausend Kilometer Reichweite hat und dessen Antriebseinheit bei guter Wartung mehr als eine Million Kilometer hält.