Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich vor zehn Jahren in der Heise-Redaktion saß und regelmäßig darüber gewettert habe, dass fast jede Smartphone-App ständig Positionsdaten abruft, auch wenn das für die Funktion der App gar nicht nötig ist. Und dass das in der Allgemeinheit niemanden zu stören scheint.
Genauso hat es mich immer ziemlich wütend gemacht, dass wir es nie geschafft haben, den Menschen zu vermitteln, wie sensibel feinmaschige Positionsdaten wirklich sind. Ich hatte ständig Leser am Telefon, die sich zwar große Sorgen um den Schutz ihrer Privatsphäre gemacht haben, aber trotz meiner langwierigen Erklärungsversuche nicht erfasst haben, dass Standortdaten immer sehr schnell verraten, wer die betroffene Person ist, auch wenn sie sonst mit nichts verknüpft sind.
Mit etwas Glück hat das nach der aktuellen Recherche von Netzpolitik.org und BR jetzt ein Ende. Vielleicht versteht die Allgemeinheit jetzt endlich, was für ein krasser Eingriff in unser aller Leben da durch die Online-Werbeindustrie läuft. Ich habe für heise online in einem Artikel dargelegt, warum das alles überhaupt gesetzeskonform ist und ob man sich gegen diese allgegenwärtige Spionage durch Behörden, Geheimdienste, Privatwirtschaft und sogar Privatpersonen irgendwie wehren kann.
→ Missing Link: Wie Millionen Bundesbürger kommerziell auspioniert werden
Wie ist es trotz rigider Datenschutzgesetze möglich, mit brisanten Standortdaten von Millionen von Menschen viel Geld zu verdienen? Eine Spurensuche.