“Groß Borstel”
Nikon Z fc, Nikkor Z DX 16-50 mm ƒ/3.5-6.3 VR (ISO 12800 • 1/40 s • ƒ/6.3)
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Ich wünsche allen Lesern dieses Blogs ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2025! Ich hoffe, ihr habt eine erholsame Zeit über die Feiertage und genießt sie so gut ihr könnt. Ich selbst werde mir jetzt eine Auszeit vom Schreiben nehmen. Wir sehen uns im kommenden Jahr wieder.
→ Telepolis löscht alle früheren Texte, Multipolar Magazin
Telepolis, eines der ältesten Online-Magazine Deutschlands, informierte am Freitag (6. Dezember) darüber, alle Artikel, die vor dem Jahr 2021 veröffentlicht wurden, vollständig gelöscht zu haben. In jenem Jahr hatte der aktuelle Chefredakteur Harald Neuber die Leitung des Magazins von seinem Vorgänger Florian Rötzer übernommen, der Telepolis 1996 gegründet hatte. Zur Begründung für die massenhafte Löschung, der schätzungsweise mehr als 50.000 Artikel zum Opfer fallen, schreibt Neuber, man habe die Texte „zunächst aus dem Archiv genommen“, da man „für deren Qualität nicht pauschal garantieren“ könne. „Keinesfalls“ handle es sich um „ein Misstrauensvotum gegen frühere Autoren und damalige Beiträge heutiger Autoren“. „Wir mussten aber einsehen“, so der Chefredakteur, „dass es keine realistische Möglichkeit gibt, die enorme Menge von Artikeln aus gut 25 Jahren hinreichend zu prüfen.“
Im Widerspruch dazu heißt es im Text der Erklärung, die Redaktion werde nun „die alten Inhalte systematisch und so schnell wie möglich sichten und – soweit sie noch einen Mehrwert bieten – nach unseren Qualitätskriterien bewerten und überarbeiten.“ Eine Nachfrage von Multipolar, was mit „bewerten und überarbeiten“ gemeint sei und ob die Texte nun umgeschrieben werden sollten, ließ Neuber zunächst unbeantwortet – ebenso die Frage, woraus abgeleitet werde, dass ein Chefredakteur die vor vielen Jahren publizierten Artikel, die seine Vorgänger zu verantworten haben, prüfen müsse.
Die Kritik an dem in der deutschen Medienlandschaft bislang beispiellosen Vorgehen ist scharf. Telepolis-Gründer Florian Rötzer erklärte, Telepolis betreibe: „stalinistische Cancel Culture“ und lösche „fast 25 Jahre Geschichte unter anderem des Internets, um sich dem Mainstream unkritisch und marktkonform anzupassen“. Das Magazin wolle „Geschichte korrigieren oder verfälschen“, kritisierte Rötzer. Unter seiner Leitung hatte Telepolis seinerzeit mehrere Auszeichnungen erhalten, darunter den Grimme Online Award.
Telepolis-Autorin Sabine Schiffer hält die aktuelle Löschung für „den Anfang vom Ende des Projekts“ und bemängelt fehlendes Rückgrat. Die Redaktionsleitung gehe „den geduckten Weg“ und setze „fatale Signale“. Vieles, was auf dem Portal „einst kontrovers war (und deshalb besonders gut und aufwändig belegt werden musste)“ habe sich „inzwischen bewahrheitet“. Doch „die Dokumentation der eigenen frühen und mutigen Leistung ist nun weg“, so Schiffer, die als Professorin an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Frankfurt am Main lehrt. Telepolis-Autor Philipp von Becker, dessen neuere Texte weiterhin aufrufbar sind, die älteren aber ebenso vollständig gelöscht, spricht von einer „Unverschämtheit und Dreistigkeit, das als ‚Qualitätsoffensive‘ zu verkaufen“. Neuber „zerstöre“ Telepolis. Marcus Klöckner, ein weiterer langjähriger Autor des Magazins, erklärte gegenüber Multipolar, Telepolis habe „über zwei Jahrzehnte im positivsten Sinne ein Stück deutsche Mediengeschichte geschrieben“, nun jedoch sei der „Untergang eines Magazins“ zu erleben, „dessen Wurzeln abgeschlagen werden“.
Unter dem aktuellen Beitrag, der über die Löschung der Artikel informiert, ist, anders als bei Telepolis üblich, das Leserforum abgeschaltet worden. Kommentare sind nicht möglich. Auf dem X-Kanal des Portals, wo kommentiert werden kann, wurde der Beitrag nicht ausgespielt.
Telepolis gehörte von Anfang an zum Heise-Verlag. Einer der Gründe, warum ich immer Stolz war, für Heise zu arbeiten — und warum ich auch als freier Journalist für Heise schreibe — war immer, dass Heise sehr auf Meinungspluralität bedacht war. Als ich Ende 2018 bei Heise aufgehört habe, zeichnete sich zwar schon ein starker Trend in eine entgegengesetzte Richtung ab — was mich unter anderem dazu bewegt hatte, die Redaktion zu verlassen — aber bisher hat sich Heise immer noch viel besser gegen den Trend der Selbst-Gleichschaltung und Propagandisierung der Presse zur Wehr gesetzt, als so ziemlich jede andere Medienorganisation in Deutschland. Und vor allem war man immer selbsbewusst genug, Fehler nicht zu verstecken, sondern transparent zu korrigieren. Zu meiner Zeit bei heise online waren tote Links zu alten Artikeln ein absolutes No-Go.
Klar, Telepolis war schon immer das schwarze Schaf und bei vielen in der Redaktion nicht sehr beliebt, hatte aber immer die Rückendeckung der Chefredaktion von heise online. Das scheint sich jetzt geändert zu haben und, als jemand, der immer noch einige Freunde hat, die in diversen Heise-Redaktionen arbeiten, macht es mich sehr traurig, diese Entwicklung zu sehen. Ich würde nicht so weit gehen, den Vorgang als “stalinistische Cancel Culture” zu beschreiben, aber seriöser Journalismus sieht anders aus. Die Erklärung für den Vorgang, die Neuber in seinem Beitrag angibt, scheint mir jedenfalls nicht sehr schlüssig:
In einigen dieser alten Beiträge ließen sich mögliche Urheberrechtsverletzungen nicht ausschließen. Auch wenn der Umgang mit urheberrechtlich geschütztem Material in der Frühzeit des Internets lockerer war, sind Verlag und Redaktion unabhängig vom Alter dieses Contents auch heute noch von Abmahnungen bedroht. Zudem waren Bilder nie barrierefrei und damit nicht für alle Leser zugänglich. Das waren auch Gründe, das Archiv aus der Zeit vor 2021 zunächst offline zu nehmen.
Wenn das Problem die Bilder in den Beiträgen sind, hätte man einfach alle Bilder entfernen und die Texte weiter online stehen lassen können. Telepolis ist schließlich fast ausschließlich ein Text-Medium. Dass diese alternative Lösung bei heise online technisch möglich ist, weiß ich, da ich zu meiner Zeit bei Besprechungen in der Redation anwesend war, in der ein sehr ähnliches Problem auf anderen Teilen von heise online diskutiert wurde. Diese fadenscheinige Begründung wird wohl auch einer der Auslöser dafür sein, das Forum abzuschalten. Das Heise-Forum ist bekannt dafür, solche Artikel auf seine eigene, aufmüpfige Art sehr kritisch zu kommentieren und da sind Leute unterwegs, die diese Begründung sofort als Bullshit identifiziert hätten.
Ja, das war gestern eine echte Schlagzeile in der Zeit. Ich habe den Screenshot nicht verändert. So was ist der Grund, warum der Journalismus im Moment den Bach runtergeht. Man besucht die Webseite einer der einflussreichsten kommerziellen Medienorganisationen Deutschlands und das ist deren Analyse der US-Präsidentschaftswahlen? “Fuck”?
Diese Leute sind dem Untergang geweiht. Nicht nur, dass sie den wahrscheinlichsten Wahlausgang nicht kommen gesehen haben — ein Ergebnis, das jeder, der nur halbwegs bei Verstand ist und über die Situation in den USA Bescheid weiß, hätte vorhersagen können — sie stellen dann auch noch stolz ihre eigene Unwissenheit gegenüber ihren Lesern zur Schau. Die zuständigen Zeit-Journalisten haben ihre Wahl-Analyse vermasselt, weil die Redaktion offensichtlich so sehr in ihrem eigenen Arsch steckt, dass niemand die Erfahrungen der Menschen da draußen versteht. Und dann verkündet man das auch noch mit breiter Brust auf der eigenen Webseite? Das ist, als wäre ein Auto-Mechaniker stolz darauf, dass er dein Auto nicht reparieren kann. „Ja, keine Ahnung. Hier im Handbuch steht, dass das leicht zu reparieren ist, aber fuck, was soll’s, kauf dir einfach ein neues Auto.“
Das Schlimmste ist, dass diese Deppen von mir erwarten, dass ich ein Abo abschließe und für die erstaunliche Erkenntnis, dass sie Idioten sind und keine Ahnung von ihrem Job haben, auch noch bezahle. Leute, ich würde solche dummen Artikel nicht mal lesen, wenn ihr mich dafür bezahlen würdet! Im Gegensatz zu euch hat mich das Wahlergebnis nicht überrascht, denn im Gegensatz zu euch habe ich einen guten Draht zur Realität. Ihr solltet tatsächlich lieber mich bezahlen, statt der sogennanten Experten, die solchen Müll verzapfen.
Kein Wunder, dass die Leitmedien jegliches Vertrauen der Öffentlichkeit verlieren. Das einzige, was sie leiten ist eine Gruppe von verwirrten Lesern, die sich ahnungslos von den Klippen der Selbsttäuschung stürzen, um dann auf den Felsen des Wahnsinns zu zerschellen.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich vor zehn Jahren in der Heise-Redaktion saß und regelmäßig darüber gewettert habe, dass fast jede Smartphone-App ständig Positionsdaten abruft, auch wenn das für die Funktion der App gar nicht nötig ist. Und dass das in der Allgemeinheit niemanden zu stören scheint.
Genauso hat es mich immer ziemlich wütend gemacht, dass wir es nie geschafft haben, den Menschen zu vermitteln, wie sensibel feinmaschige Positionsdaten wirklich sind. Ich hatte ständig Leser am Telefon, die sich zwar große Sorgen um den Schutz ihrer Privatsphäre gemacht haben, aber trotz meiner langwierigen Erklärungsversuche nicht erfasst haben, dass Standortdaten immer sehr schnell verraten, wer die betroffene Person ist, auch wenn sie sonst mit nichts verknüpft sind.
Mit etwas Glück hat das nach der aktuellen Recherche von Netzpolitik.org und BR jetzt ein Ende. Vielleicht versteht die Allgemeinheit jetzt endlich, was für ein krasser Eingriff in unser aller Leben da durch die Online-Werbeindustrie läuft. Ich habe für heise online in einem Artikel dargelegt, warum das alles überhaupt gesetzeskonform ist und ob man sich gegen diese allgegenwärtige Spionage durch Behörden, Geheimdienste, Privatwirtschaft und sogar Privatpersonen irgendwie wehren kann.
→ Missing Link: Wie Millionen Bundesbürger kommerziell auspioniert werden
Wie ist es trotz rigider Datenschutzgesetze möglich, mit brisanten Standortdaten von Millionen von Menschen viel Geld zu verdienen? Eine Spurensuche.
→ Null Bock auf KI: Warum besseres Marketing nicht hilft
Bei diesem heise online Meinungsartikel von Hartmut Gieselmann habe ich ja kurz laut aufgelacht. Da steht nämlich drin:
Künstliche Intelligenz hat in Deutschland ein schlechtes Image. Schuld daran sind nicht die KI-Hersteller und falsche Tatsachen halluzinierende Sprachmodelle, sondern zu kritische Journalisten - sagt zumindest der Autor Thomas Ramge.
Was für eine idiotische Idee! Zu kritische Journalisten? Gibt es das überhaupt? Kritisch sein ist die Grundlage dieses verdammten Jobs! Das ist so, als würde man einen Chirurgen oder Flugzeugmechaniker als zu gründlich bezeichnen.
Hier mal ne Idee: Sind die Leute vielleicht deswegen so skeptisch, weil schon der Name “künstliche Intelligenz” PR-Schwachsinn ist? KI hat so viel mit Intelligenz zu tun wie ein Golf IV mit dem Space Shuttle.
Gerade Heise könnte durchaus drei Nummern skeptischer sein, wenn es um die Berichterstattung zu KI geht.
Meine heise online-Meldung zur Blast-RADIUS-Sicherheitslücke:
→ Blast-RADIUS: Sicherheitslücke im Netzwerkprotokoll RADIUS veröffentlicht
_Lange bekannte Schwachstellen können dem RADIUS-Protokoll zum Verhängnis werden, das vor allem im Enterprise-Umfeld in sehr vielen Netzwerken eingesetzt wird. _
Eine Meldung bei heise online von mir vom letzten Freitag:
→ Influencer können jetzt ihre eigenen Chatbots auf Instagram bauen
Zuckerberg selbst scheint auch nicht zu wissen, ob und wie das Ganze funktionieren soll und betont wohl auch deswegen in dem Interview mehrmals, dass das Vorhaben ein reines Experiment sei und man erst mal schauen wolle, wozu die Instagram-Nutzer die neue Technik am Ende einsetzen.
Ich habe im Auftrag von heise online mal wieder was über Open-Source-Geschehnisse geschrieben:
→ Umstrittener Zukauf: Was will Mozilla mit einer Werbefirma?
Die Macher des Firefox-Browsers haben mit Anonym eine Firma übernommen, welche die Welt der Online-Werbung respektvoller gestalten will.
Eine heise online von mir vom letzten Freitag:
→ Schweden meldet russischen Störfunk gegen Astra-Satelliten
Die russischen Störsignale, die nach dem NATO-Eintritt Schwedens begannen, sollen in der kommenden Woche Thema bei einem Treffen der ITU sein.
Eine Meldung von mir bei heise online zu den von Lilith Wittmann entdeckten Sicherheitslücken in der BundID, dem Authentifizierungsverfahren für digitale Behördengänge:
→ Sicherheitslücke in kommunaler Verwaltungs-Webseite öffnet Datenleck in BundID
Die Schwachstelle befindet sich in der Implementierung der Security Assertion Markup Language (SAML), eine OAuth-Alternative, die bei der BundID als Authentifizierungs-Verfahren zum Einsatz kommt. Hiermit kann die Webseite einer Kommune einen beim BundID-System eingeloggten Nutzer identifizieren, so dass dieser sich nicht bei jeder lokalen Seite neu anmelden muss. SAML gilt zwar grundsätzlich als sicher, ist laut Wittmann aber schwer korrekt zu implementieren. Da hunderte kommunale Ämter dies tun müssen, um mit der BundID kompatibel zu sein, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass irgendwer einen Fehler macht. Genau das ist bei der Software OpenR@thaus des Dienstleisters ITEBO aus Osnabrück passiert, welche anscheinend in einer Vielzahl von Kommunen zum Einsatz kommt.
Nikon Z fc, Nikkor Z DX 16-50 mm ƒ/3.5-6.3 VR (ISO 3200 • 1/125 s • ƒ/5)
Nikon Z fc, Nikkor Z DX 16-50 mm ƒ/3.5-6.3 VR (ISO 400 • 1/500 s • ƒ/8)
Meine Rezension zu den ersten vier Folgen von Amazons Fallout-Serie bei heise online:
→ Amazons “Fallout”-Serie ist gar nicht mal so schlecht
“Fallout” ist schwieriges Material. In der postapokalyptischen Welt der Videospielserie trifft die Zerstörung und das Leid des atomaren Weltkriegs auf den Optimismus und den Flair der ‘50er- und ‘60er-Jahre. Grauen und ungehemmte Brutalität mischen sich mit einem kernigen schwarzen Humor, der diesen Spielen eine große Fangemeinde verschafft hat. Nun will Amazon diesen Erfolg mit einer Streaming-Serie wiederholen. Kann das gelingen?
Nikon Z fc, Nikkor Z 40 mm ƒ/2 (ISO 400 • 1/125 s • ƒ/5)
Nächste Woche ist wieder mal SecIT in Hannover. Ich werde dort wie immer eine Bühne moderieren. Wenn ein Leser in Person ein paar Worte wechseln will: Ich bin der Mann mit dem Hut.
Fotos: Heise Medien
Damals bei Heise habe ich eine Handvoll Editorials in der c’t verfasst. Sowohl als c’t- wie auch als heise online-Redakteur ist es allerdings nie dazu gekommen, dass ich auch mal ein Editorial für die iX, das andere Magazin von Heise, geschrieben habe. Das hat sich diesen Monat, fünf Jahre nach meiner Zeit bei Heise, endlich geändert. In der aktuellen iX findet sich nämlich ein Editorial von mir zum Thema Modern Solution.
→ Deutsche Justiz: Verloren im Neuland, iX 3/2024, S. 3