Erfahrungen von meinem ersten Besuch auf Sizilien: Essen, Landschaft und Eurowings.

Der Urlaub begann so schlecht, wie ein Urlaub überhaupt beginnen kann. Wir sitzen am Gate in Hamburg und wollen boarden, da wird uns gesagt, dass der Flug ausfällt. Kein Grund, keine Alternative, keine weiteren Informationen: Eurowings.

Natürlich haben wir es nicht geschafft, rechtzeitig nach Düsseldorf zu kommen, um unseren Anschlussflug nach Catania zu bekommen. Der einzige andere Flug nach Sizilien an diesem Tag – mit EasyJet – ist bereits ausgebucht. Also heißt es: Anstehen und Flug auf den nächsten Tag umbuchen lassen. Statt Sonntag mittag sollen wir nun Montag spät abends in Catania ankommen. Bei einer Woche Urlaub in Gänze ist das ganz schön ärgerlich. Immerhin leben wir direkt neben dem Flughafen und können einfach wieder nach Hause laufen (in Wirklichkeit haben wir ein Taxi genommen). Den Rest des Sonntags verbringe ich statt im Flugzeug in Richtung Süden und Sonne damit, meine zu Recht enttäuschte Frau zu umsorgen.

Immerhin haben wir es dann am Montag nach Catania geschafft. Auch wenn der Flug, diesmal aus Köln/Bonn, hoffnungslos verspätet war. Wir waren einfach nur froh, dass die Eurowings-Maschine diesmal tatsächlich abgehoben ist. Auf der Insel angekommen, ging es mit dem Privat-Taxi – stilecht italienisch: ein “Freund” der Besitzerin unserer AirBnB-Unterkunft – zum Zielort. Nach dem ganzen Reise-Drama waren wir erst mal froh, ein Bett zu haben.

Am nächsten Morgen machten wir uns daran, Ortygia zu erkunden. Ortygia ist eine kleine Insel an der Spitze von Syrakus. Die Stadt an sich ist ziemlich hässlich: laut, dreckig und voll. Man sieht die Armut der Leute hier an jeder Ecke. Überall liegt Müll herum. Ortygia, allerdings, ist wunderschön. Winzige, verwinkelte Gassen schlängeln sich labyrinthartig zwischen alten Gebäuden durch. Gefühlt findet man an jeder Ecke eine katholische Kirche. Zwar sind auch hier die Häuser ziemlich alt und schäbig (zumindest von außen), in den winzigen Gassen hat das Ganze allerdings einen enormen Charme. Ein bisschen hat es mich an einen Besuch in Venedig vor ein paar Jahren erinnert. Zumal die Insel so klein ist, dass man nirgends weit vom Wasser entfernt ist.

Wenn man das Fenster unsere kleinen, minimalistischen aber sehr schicken Dachgeschoßwohnung öffnete, konnte man dementsprechend auch die Brandung der Wellen an den Steinmauern der Insel hören. Die Ausläufer des Sturmtiefs Fabienne aus der vorangegangenen Woche sorgten dafür, dass das Wetter während unseres Aufenthaltes ziemlich durchwachsen war. Wir hatten nicht so viel Sonne, wie wir uns das eigentlich gewünscht hatten. Dafür sorgte der Wind für ein ziemliches Spektakel an der Küste: Raue Brandung türmte Wellen bis zu 1,5 Metern auf, die spektakulär an den Mauern und Wellenbrechern von Ortygia zerschellten. An den Stränden in der Nachbarschaft von Syrakus hatten wir so ziemlich coolen Wellengang – wovon ich beim Schwimmen immer ein großer Fan bin. Ich habe das Mittelmeer noch nie dermaßen rau erlebt.

Die Kombination aus Wetter und dem Mangel an Stränden in der unmittelbaren Umgebung sorgte dafür, dass wir relativ viel Zeit beim Erkunden der Insel und auf unserer Dachterasse beim Lesen vebracht haben. An zwei Tagen war das Wetter immerhin so gut, dass es für klassischen Badeurlaub in der prallen Sonne reichte. Zuerst ging es mit dem Bus zum Strand – wir sind auf dem Hinweg schwarz gefahren, da wir erst nicht kapiert haben, wie und wo man Tickets kauft. Danach haben wir uns ein Auto gemietet, das wir praktischerweise am letzten Tag einfach am Flughafen in Catania abgeben konnten. Dank dem unkomplizierten Service bei Avis hat das alles auch hervorragend funktioniert.

Eigentlich wollten wir mit unserem Opel Corsa auch noch Taormina erkunden, auf Grund von Stau in der Rush Hour in Catania auf dem Weg dorthin entschlossen wir uns allerdings, lieber den Ätna hinauf zu fahren. Die Aussicht da oben ist ganz gut und die Fahrt rauf ziemlich schön, aber wir hatten nicht genug Zeit und keine Lust auf eine Wanderung zu den Kratern. Im Endeffekt hätte mir ein Besuch in Taormina wohl besser gefallen. Wie immer, wenn ich mit meiner Frau im Auto unterwegs bin, hat der Roadtrip allerdings trotzdem viel Spaß gemacht.

Das absolute Highlight unserer Woche auf Sizilien war das Essen. Die Küche meines Vaters hat mich fast meine komplette Jugend lang an die italienische Art zu Kochen gewöhnt – das waren bei uns zu Hause einfach die beliebtesten Gerichte. Ich glaube mittlerweile, dass die da unten nichts kochen können, was ich nicht mag. Gut, die Frühstuckskultur ist schrecklich und man muss sich unbedingt eine Kaffeemühle, French Press und den eigenen Kaffee mitnehmen, wenn man vernünftige Mengen von dem Zeugs haben will – aber das haben wir in weiser Voraussicht auch getan. Aber Abends, da blüht der Italiener kulinarisch gesehen auf. Zum Abschluss jeden Tages hatten wir die schwere Wahl: Pizza oder Pasta?

Am Ende haben wir zwei exzellente Restaurants entdeckt (wie immer bei sowas hauptsächlich der Verdienst meiner Frau) und fast jeden Abend dort gegessen. Im Schwarzen Schaf (La Pecora Nera) auf der Hauptinsel gibt es köstliche Pizza. Und in der Trattoria O' Scinà in Ortygia bekommt man göttliche Nudeln und der Service ist sehr nett und familiär. Der Kellner dort hat sich wirklich aus ganzem Herzen gefreut, als wir zum zweiten Mal dort auftauchten. Alleine wegen des Essens könnte ich Monate auf Sizilien verbringen. Die Pizza dort ist grandios – wie nicht anders zu erwarten war. Und dann die Pasta… Spaghetti Siciliana, Carbonara di Mare… herrlich! Sogar das Sugo, das ich an zwei Tagen gekocht habe, schmeckt dort besser, weil die Tomaten und das Olivenöl einfach perfekt sind. Gerne hätte ich auch noch die von den Montalbano-Büchern inspirierten Rezepte im O’Scinà probiert. Ach, beim nächsten Mal!

Schweren Herzens sind wir schließlich wieder zum Flughafen gefahren. Immerhin haben wir fünf Tage lang gut gegessen, zwei Tage in vollen Zügen Sonne getankt und in der Zwischenzeit eine Menge gelesen. Und sogar der Rückflug fand am richtigen Tag statt! Wir haben entschieden, Sizilien auf jeden Fall wieder zu besuchen – diesmal vielleicht irgendwo im Norden, bei Palermo. Ich wollte schon immer mal Corleone sehen. Aber jetzt geht es erst mal daran, die 800 Euro von Eurowings einzutreiben, die uns zustehen.