Ein Bericht über eine Tagestour auf der No. 5 Elbe, dem ältesten noch fahrtüchtigen Segelschiff Hamburgs.

Normalerweise stehe ich an einem Sonntag nicht um sieben Uhr auf; dafür mag ich es viel zu sehr, am Wochenende auszuschlafen. Am vergangenen Sonntag hatten wir allerdings einen Segeltörn auf dem Lotsenschoner No. 5 Elbe gebucht. Und für Hamburgs ältestes noch seetüchtiges Holzschiff von 1883 kann man schließlich auch mal früher aufstehen. Es hat sich gelohnt, muss ich sagen.

Bei wunderschönem Wetter an einem noch relativ warmen, späten Augusttag unternahm der Lotsenschoner seine letzte Fahrt für dieses Jahr. Zum Ende der Saison wird er nun nach Dänemark überführt, um dort in einer Werft generalüberholt zu werden – und hoffentlich im nächsten Jahr für weitere Fahrten bereit zu stehen. Ich hatte meiner Frau im vergangenen Jahr einen Törn mit dem Schiff zum Geburtstag geschenkt und wir wollten unbedingt noch dieses Jahr mitsegeln. Bei der achtstündigen Fahrt handelte es sich um eine gemütliche Sonntagstour vom Hamburger Traditionshafen in der HafenCity aus die Elbe hinunter – und im Anschluss wieder hinauf. Allerdings ist selbst eine gemütliche Sonntags-Ausfahrt im Hamburger Hafen auf einem knapp 30 Meter langen Traditions-Segelschiff ein kleines Abenteuer.

Den ersten Teil der Strecke, bis hinter das Airbus-Gelände in Finkenwerder, mussten wir mit Hilfe der Diesel-Motoren des Schiffes zurücklegen, da man auf Grund des hohen Verkehrsaufkommens in diesem Teil des Hafens die Fahrrinne nicht kreuzen darf. Und wir hätten kreuzen müssen, denn der Wind wehte munter die Elbe hinauf genau in den Hafen hinein. Selbst unter Diesel-Kraft involviert das Steuern dieses altertümlichen Schiffes in einem so vielbefahrenen Fahrwasser vier Leute: Der eigentliche Steuermann an der Pinne, zwei Besatzungsmitglieder, die sich an Steuerbord und Backbord über die Reling lehnen, sowie ein Ausguck auf dem Vorsteven des Schiffes. Und alle schreien sich munter Befehle zu, ein bisschen wie in Das Boot.

Da der Lotsenschoner keinen Aufbau auf dem Achterdeck hat, kann der Steuermann nämlich nicht wirklich gut sehen, was genau vor dem Schiff passiert. Es ist für die Besatzung des Schiffes jedes Mal eine ganz schönes Stück Arbeit, den Sandtorhafen auf diese Art zu verlassen und an den Landungsbrücken vorbei die Elbe runter zu fahren, ohne dabei mit einer der unzähligen Fähren, Ausflugsschiffe oder gar Containerfrachter zu kollidieren, die an einem Sonntagmorgen den Hamburger Hafen bevölkern.

Nachdem wir die Werften von Blohm + Voss und später den Airbus-Flughafen passiert hatten, gab es erst mal eine deftige Gulaschsuppe zum Mittagessen. Natürlich aus den selben Muggs, aus denen an Bord auch der Kaffee serviert wird. Stilecht. Danach wurde es dann Zeit, Hand anzulegen und die Segel zu setzen. Allerdings kamen wir gegen den Wind kreuzend, bei 3,5 Knoten Gegenströmung aus Richtung Elbmündung nicht sehr schnell vorwärts. Wir mussten trotzdem allerhand kleiner Schaluppen ausweichen, die in Höhe des Yachthafens Hamburg ebenfalls munter das Fahrwasser kreuzten – wieder eine nicht zu unteschätzende Aufgabe für den Steuermann und sein Team. Richtig ins Segeln kamen wir allerdings erst auf dem Rückweg; mit Strömung und Rückenwind.

Der Ausflug hat richtig Spaß gemacht. Kein Wunder, das Wetter war für Hamburger Verhältnisse immerhin schon fast unrealitisch gut. Es hat mir Lust auf weitere Ausfahrten mit diesem wunderschönen Schiff gemacht. Kein Wunder. Das Holz, die polierten Messingbeschläge und die liebevolle Einrichtung unter Deck – es ist unmöglich, sich nicht in dieses Schiff zu verlieben. Ich glaube, das nächste Mal will ich richtig segeln. Neben Törns auf der Elbe kann man auch Überführungsfahrten mit der No. 5 Elbe mitmachen, in der Vergangenheit gab es Fahrten über Kanäle und die Nord- und Ostesee. Die Deutsche Bucht mit diesem Schiff zu durchfahren muss absolut überwältigend sein. Vielleicht wird das mein nächstes Abenteuer.