Corona Blues
They say I’m getting older and my hair is turnin' grey. In meiner fünfzigsten Ausgefuchst-Kolumne brauche ich etwas Hilfe von Slim Dusty, um aus dem Blues herauszukommen.
Dies ist heute meine fünfzigste Ausgefuchst-Kolumne, gestern war mein sechster Hochzeitstag, aber irgendwie ist mir nicht nach feiern zumute. Mein Arbeitsalltag hat sich zwar durch den Corona-Wahnsinn so gut wie nicht verändert und ich bin nach wie vor sehr beschäftigt, aber trotzdem schlägt mir die Sorge um die Zukunft stark aufs Gemüt. Dabei geht es nicht um Angst, dass irgendwer krank werden könnte. Ich bleibe da ganz bei meiner Einschätzung, dass die Panikmacher auf Twitter und im Fernsehen einfach die allgemeinen Risiken des Lebens und Ablebens nicht einschätzen können. Aber die gravierenden Konsequenzen für unsere persönlichen Rechte, den Datenschutz und die Wirtschaft, die der ganze Wahnsinn mit sich bringt, sind nicht von der Hand zu weisen.
Mal ganz davon abgesehen, dass die Freizeit momentan einfach deprimierend ist. Klar, ich hab genug ungespielte Videospiele, um bis mindestens 2030 durchzuhalten. Und dank eines neu abgeschlossenen UFC-Fightpass-Abos kann ich jetzt mindestens fünf Jahre am Stück spannende MMA-Kämpfe gucken. Aber trotzdem geht mir das Klopapier aus. Ich hab noch drei Rollen aus dem Campingbus, dann ist Schluss. Das kommt davon, wenn man vernünftig bleibt und nicht hamstert. Dann ist man halt gefickt, wenn alle anderen hamstern. Immerhin hab ich noch ein paar Mehlvorräte. Über die hatte die Frau zwar immer gemeckert, aber jetzt reichen sie noch für mindestens drei Brote. Wenn ich mit den Rezepten nicht wählerisch bin…
Aber ich will ja gar nicht über meine Frau herziehen. Ohne sie würde ich längst auf einem Keller voller Vorräte sitzen und hätte mich schwer bewaffnet in meiner Wohnung verschanzt. Katy ist gerade der einzige Grund, warum ich noch nicht wahnsinnig geworden bin. Vor allem jetzt gerade.
Trotzdem. Traurig ist das schon alles. Das Wetter ist gerade traumhaft und eigentlich könnte man jetzt so schön noch all die Dinge in Hamburg machen, die wir auf unserer Bucket List zusammengetragen hatten. Voraussichtlich drei Monate haben wir noch in dieser wunderschönen Stadt, bevor ein Umzug nach Düsseldorf ansteht. Ein Umzug, der in den aktuellen Zeiten des Wahnsinns wahrscheinlich auch kein Spaß wird. Katy ist wie immer zuversichtlich. Das wird alles schon. Ach, wenn ich diese Frau nicht hätte. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes meine bessere Hälfte.
Wahrscheinlich bin ich einfach nur down weil ich nicht aus Hamburg weg will und enttäuscht bin, weil wir für diesen Frühling und Sommer noch so viel hier geplant hatten. Ach, was solls. Heulen bringt ja auch nix. Wer trotz der Unsicherheiten sein Leben aufhört zu leben, der bereut das am Ende ja auch. Ich höre in solchen Momenten oft Slim Dusty singen.
You won’t reach the finish line, if you don’t even start
You’ll never live and you’ll never love, if you don’t have a heart
So don’t just sit there whinging mate, it’s no damn good at all
I’d sooner be a Has-Been than a Never-Was-At-All
Danke, Slim. Hast ja Recht, Mate.