Warum die wenigsten Corona-Maßnahmen wissenschaftlich belegbar sind? Weil es denen, die sie verabschieden nicht darum geht, was das beste für die Bürger ist. Wie bei allem in der Politik geht es um Machterhaltung und -maximierung.

Mehrere Städte haben diese Woche neuerliche Maßnahmen zur Eindämmung der SARS-CoV-2-Pandemie beschlossen. Diese Schritte werden zunehmend inkompetenter und das Denken der Verantwortlichen scheint mittlerweile fast wissenschaftsfeindlich zu sein. Wenn wir von Maßnahmen wie dem Verbot von Musik oder Alkoholausschank in Gaststätten ab einer bestimmten Uhrzeit reden, dann handelt es sich dabei um den Versuch der Obrigkeit, die Bürger zu erziehen und nicht etwa um wissenschaftlich begründbare Schutzmaßnahmen. Schließlich kann auch der gutgläubigste Weltverbesserer kaum ernsthaft glauben, dass es belastbare epidemiologische Studien zum Einfluss von Alkohol oder gar von Musik auf die Verbreitung dieses Virus gibt.

Was wir hier haben, sind Denkmuster der Regierenden, die ungefähr in den folgenden Bahnen ablaufen: Die Fallzahlen steigen. Das liegt daran, dass die Bevölkerung sich nicht benimmt und sich nicht an unsere Vorgaben hält. Also bestrafen wir sie und sorgen dafür, dass die Bürger keinen Spaß mehr haben können. Dann benehmen sie sich hoffentlich wieder und die Fallzahlen gehen wieder runter. Weil sie sich an unsere Spielregeln halten.

Das ist allein schon deshalb völlig bekloppt, weil man erwachsene Bürger nicht wie störrische Teenager behandeln kann. Auf Dauer wird sich das rächen. Wahrscheinlich, in dem man echt viele Wähler dem rechten Rand oder anderen irrationalen und asozialen Gruppierungen entgegen treibt. Zweitens zerstört es jeglichen Glauben all der Menschen an die Anti-Pandemie-Maßnahmen, die wenigstens noch halbwegs kritisch denken können. Denn es ist ziemlich offensichtlich, dass hier zwar behauptet wird, man halte sich an das “was die Wissenschaft vorgibt”, dass ein erheblicher Teil dieser Maßnahmen aber keineswegs durch wissenschaftliche Daten gedeckt ist.

Ganz im Gegenteil. Guckt man sich die Daten unvoreingenommen an, kommt man eventuell sogar zu dem Schluss, dass der Anstieg der Fallzahlen gar nichts damit zu tun hat, welche Maßnahmen ergriffen oder befolgt wurden. Es ist schon erstaunlich, dass bereits im Mai fachfremde Wissenschaftler wie Maurice de Hond ziemlich genau vorausgesagt haben, was hier im Herbst passieren würde. Natürlich sind diese Leute ignoriert worden. Weil das, was sie gesagt haben, nicht mit der allgemein ausgestrahlten und abgedruckten Panikmache übereinstimmte. Aber es scheint ganz so, als ob der auf demografische und geografische Daten spezialisierte de Hond im Mai Recht gehabt hatte, als er sagte, dass sich das Virus offensichtlich als Aerosol verbreitet und deswegen Lüften und die Kontrolle von Luftfeuchtigkeit viel wichtiger sind als Gesichtsmasken, die Aerosole eh nicht filtern können.

Maurice de Hond hat, im Gegensatz zu vielen Epidemiologen und Virologen, die Daten analysiert, die uns tatsächlich vorliegen, und ging schon damals davon aus, das die Verbreitung des Virus hauptsächlich saisonal bestimmt ist. Seiner Meinung nach beeinflusst vor allem die ambiente Luftfeuchtigkeit und die Tatsache, dass Menschen sich im Sommer weniger in stickigen, geschlossenen Räumen aufhalten, dass sich das Virus vor allem im Winter und Herbst so stark verbreitet. Er glaubt übrigens, dass auch die Influenza-Viren sich deswegen auf vergleichbare Weise saisonal verbreiten. Was der weitläufigen Annahme, dass sich die Grippe vor allem durch Tröpfchen- und Schmierinfektion verbreitet, widerspricht, meiner Meinung nach aber sehr viel Sinn macht.

Und mittlerweile scheinen ja auch WHO, CDC und hierzulande das RKI dahingehend aufzuwachen, dass Aerosol-Übertragungen bei SARS-CoV-2 eine erhebliche Rolle spielen. Was man ja nicht zuletzt auch an den Empfehlungen zum regelmäßigen Lüften widerspiegelt. Wir hätten uns also viele unsinnige Maßnahmen ersparen können, wenn wir die logischen Argumente von de Hond im Mai beachtet hätten. Übrigens kommt auch Hendrik Streeck schon im April zu ähnlichen Schlüssen zur Verbreitung des Virus, da er und seiner Kollegen in der Heinsberg-Studie keine Hinweise auf signifikante Oberflächen-Übertragung bei SARS-CoV-2 finden konnten. Was die Bedeutung von Tröpfchen-Infektionen stark in Zweifel zieht. Aber anstatt diesen Daten offen entgegenzutreten, wurde das alles von der Corona-Angst-Propagandamaschine untergepflügt und die Experten bei WHO, CDC und RKI behaupteten noch monatelang, es wäre unheimlich wichtig, Flächen zu desinfizieren. Oder dass es keine gesicherten Hinweise auf Infektionen über Aerosole gäbe.

Also kommt verschärfend zu der inkompetenten Reaktion der regierenden Politiker noch eine beschämende wissenschaftliche Unzulänglichkeit der Expertengremien hinzu, auf die regierende Politiker und mündige Bürger bisher vertraut haben. Und die wenigen Stimmen, die des kritischen Denkens fähig sind und den Mut haben, sich der allgemein propagierten Meinungen entgegenzustellen, die wurden von den Gatekeepern bei meinen Kollegen in den Leitmedien und bei den Betreibern der diversen sozialen Netze und Content-Plattformen systematisch ruhig gestellt.

Und deswegen haben wir jetzt Alkohol- und Musikverbot in Kneipen statt einer datenbasierten Analyse der Fallzahlen und Risikogruppen oder Antworten auf die Frage, warum die Todesrate von SARS-CoV-2-Patienten in den letzten Monaten im Gegensatz zu April und Juli so rapide gefallen ist. Die Beantwortung dieser Frage, gekoppelt mit echten, wissenschaftlich belastbaren Erkenntnissen zu den vorhandenen Daten, könnten uns einer Bewältigung dieser Pandemie – im Rahmen der realistisch machbaren Möglichkeiten – ziemlich nahe bringen. Aber irgendwie habe ich die Befürchtung, dass unsere regierenden Volksvertreter zum Großteil daran gar kein Interesse haben. Die denken viel lieber darüber nach, wie sie die neuen Möglichkeiten der Bürgererziehung dazu nutzen können, ihre Macht zu maximieren.