Als ich so mitten in der Nacht auf dem Weg zu meinem Campingbus die Mosel überquerte, wurde mir mal wieder klar, wie gerne ich meinen Job mache.

Nachdem ich letzten Sonntag meine Kolumne veröffentlicht hatte, habe ich meine Sachen gepackt, den Campingbus beladen und bin nach Trier gefahren, um früh am nächsten morgen beim ersten Verhandlungstag des Cyberbunker-Prozesses anwesend sein zu können. Ich habe an dem Abend nett in Trier gegessen und danach auf einem Wohnwagenstellplatz direkt an der Mosel übernachtet. Morgens hab ich mir dann Hemd und Krawatte angezogen, den Bus in ein Parkhaus gestellt und bin zum Gericht. Nach ein paar Stunden warten (vor und später im Gericht) ging dann der Prozess endlich los. Immerhin hab ich einen der 11 für Medienvertreter reservierten Sitzplätze ergattert, obwohl weit mehr Pressevertreter da waren. Hätte eine Gerichtsangestellte dem ZDF erlaubt mit vier Leuten in den Gerichtssaal zu gehen, wie die das offensichtlich vorhatten, dann hätte ich wohl draußen bleiben müssen. Bei den öffentlich-rechtlichen Kollegen kann man manchmal einfach nur den Kopf schütteln…

Nach der Verhandlung habe ich dann noch einige Interviews geführt und bin nach Ende des Prozesstages zurück nach Düsseldorf gefahren, um von zu Hause in Ruhe meine Meldung für heise online zu schreiben. Unterwegs habe ich dann auch meine erste Mahlzeit dieses langen Tages zu mir genommen. Seitdem bin ich fast pausenlos mit Recherche zum Thema Cyberbunker beschäftigt. Es ist schon eine unglaublich interessante Story. Zwischendurch habe ich auch auf Englisch in meinem Podcast und hier im Blog berichtet. Und gerade schreibe ich an einem Artikel zu dem Thema für die nächste Ausgabe der c’t.

Ich bin schon wirklich froh, dass ich mir als Freelancer einfach Zeit für solche Außeneinsätze nehmen kann, wenn ich eine Story für wichtig halte. Als ich noch fest in einem Verlag gearbeitet habe, hat man mir solche Besuche im Feld nie erlaubt. Ich hab nie wirklich verstanden wieso. Wahrscheinlich weil es nie Ziel war, den Journalismus zu verbessern. Alle wollten immer nur Arbeitsabläufe optimieren und mehr Geld verdienen. Aber immerhin habe ich dieses Problem für mich selbst gelöst, in dem ich gegangen bin. Ich habe ja immer wieder gesagt, dass ich hauptsächlich wegen der Freiheit und dem Abenteuer freier Journalist geworden bin und das ist alles andere als eine Floskel. Ich bin Freelancer geworden, damit ich genau sowas machen kann: Nachts auf einem Wohnmobilstellplatz übernachten, um mich dann direkt morgens am Gericht anzustellen. Ich hab seit meinem Praktikum bei der WAZ in Duisburg, was Ewigkeiten her ist, keine Gerichtsreportage mehr gemacht und ich hatte halt richtig Bock drauf. Und ich bin überzeugt davon, dass am Ende eine bessere Berichterstattung dabei rum kommt.