Sexismus und die Steuererklärung: Ein kleiner Sieg
Es scheint so, als hätte ich mit einer Kolumne in diesem Blog tatsächlich Einfluss auf die Bundespolitik gehabt.
Es ist schon ein bisschen komisch. Da schreibe ich seit mittlerweile über acht Jahren über wichtige Themen wie IT-Sicherheit und Privacy, und das zum Teil in den zu diesen Themen am meisten konsultierten Publikationen, aber das eine Mal wenn ein Text von mir wirklich was verändert, kommt der aus meinem kleinen Blog hier.
Könnt ihr euch noch an die dritte Ausgabe meiner damals noch ganz neuen Sonntags-Kolumne erinnern? Der eine Eintrag in diesem Blog, der so krass durch die Medien ging und wahrscheinlich mein meistgelesener Text auf dieser Seite ist? Da ging es darum, dass beim Finanzamt Hamburg die Software abgestürzt ist, weil meine Frau die Steuererklärung macht und sich als erste Person in den Formularen eingetragen hatte. Deswegen hatte sich die Bearbeitung unserer Steuererklärung damals verzögert.
Weil sich das Ganze nun schon eine Weile hinzieht, hat meine Frau dort mal angerufen und gefragt, was das Problem ist. Die Mitarbeiter unseres lokalen Finanzamtes waren sehr nett und hilfsbereit. Sie haben ihr dann allerdings eröffnet, dass es ein Problem sei, wenn sie ihren Namen als ersten Ehepartner (Person A) einträgt. Sie solle das doch bitte nicht tun. Dafür ist die Software beim Finanzamt nämlich nicht ausgelegt. Wenn der Ehemann nicht als erste Person eingetragen wird, stürzt das System ab und die Finanzamts-Mitarbeiter müssen alle Informationen von Hand erneut in das System eingeben. Das dauert.
Nach meinem Radio-Interview im NDR zu dem Thema hatte schließlich der Hamburger Finanzsenator versprochen, dass dieses Problem mit der Software gelöst und eine entsprechende bundesweite Änderung der Formulare “bis etwa 2021 technisch realisiert ist”.
Nun scheint es so, als ob die Lösung schneller kommt, als erwartet. Denn gestern lese ich in der Rheinischen Post folgendes:
In den Vordrucken für die Steuererklärung von Ehepartnern soll nach Plänen der Bundesregierung die Bezeichnung “Ehemann” und “Ehefrau” durch die geschlechtsneutralere Form “Person A” und “Person B” ersetzt werden. Das geht aus der Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion hervor. “Die Bundesregierung plant eine geschlechterneutrale Ausgestaltung der papiergebundenen Steuererklärungsvordrucke und der Formulare der elektronischen Steuererklärung”, heißt es darin.
“Damit die Attribute ‘Ehemann’ und ‘Ehefrau’ zugunsten der neutraleren Form ‘Person A’ und ‘Person B’ entfallen können, müssen aber die Finanzverwaltungen der Länder in die Lage versetzt werden, unabhängig von der Art der Übermittlung der Steuererklärung sowie der Reihenfolge und Bezeichnung der steuerpflichtigen Personen in der Steuererklärung die jeweiligen individuellen Angaben der beiden zusammenveranlagten Personen mit Hilfe der Steueridentifikationsnummer eindeutig zuordnen zu können”, erklärt das Ministerium. Da hierfür tiefgreifende Änderungen der Verfahren und Programme erforderlich sind, sei die Umstellung nur langfristig umsetzbar.
Und daran wird ja offensichtlich schon gearbeitet. Dank meiner kleinen Kolumne und der Aufmerksamkeit, die sie Anfang vergangenen Jahres in den Medien erlangt hat.
Das freut mich sehr gerade. Ein kleiner, aber wichtiger Sieg für die Gleichberechtigung.
Aufmacherbild: Agnieszka Boeske